»Ich habe ein Online-SZ-Abo, aber Freitag oder Samstag muss es ab und an die gedruckte Zeitung sein. Es gibt sie bei einem Bäcker in der Nähe. Früher fand ich den richtig gut, aber er hat nachgelassen. Man könnte eine Zeitung ohne Semmeln kaufen, aber gedacht ist das Angebot als Zusatz für Semmelkäufer. Möglicherweise bekäme dann jemand keine mehr. Sonst gibt es die Zeitung im Supermarkt, da bin ich eine Viertelstunde zu Fuß unterwegs. So mache ich es auch immer, aber diese Frage geht mir fast jedes Mal durch den Kopf. Ich habe auch schon ›Anstands-Semmeln‹ gekauft und mich hinterher geärgert.« Helmut H., Bonn
Was ist das Gegenteil von ausweglos – auswegvoll? Für Ihr Problem scheint es mir mannigfaltige Lösungsmöglichkeiten zu geben, die ich im Folgenden so anordnen werde, dass Sie die perfekte Lösung (die es natürlich nie gibt) zuletzt lesen werden. Es wird also – angefangen bei gut – immer nur besser werden. Und einleitend noch dies: Es ist insgesamt kein allzu großes Problem, und angesichts all der Sorgen, die sich die Menschheit derzeit um alles Mögliche zu Recht machen kann und sollte, ist das ein wundervoller Ausgangspunkt.
Möglichkeit 1: Sie sprechen den Bäcker darauf an, dass seine Brötchen früher besser waren. Vielleicht hilft’s was?
Möglichkeit 2: Sie versuchen bei ihm mal etwas anderes, vielleicht kann er Croissants? Oder Mischbrot?
Möglichkeit 3: Sie erweitern Ihren wahnsinnig höflichen Gedanken, dass jemand beim Semmel/Zeitung-Kombi-Angebot leer ausgehen könnte, um die Vorstellung, dass auch mal eine Zeitung unverkauft bleibt, und nehmen somit ohne schlechtes Gewissen eine Zeitung ohne Semmel.
Möglichkeit 4: Sie schließen ein Wochenend-Print-Abo ab und bekommen die Süddeutsche für 32,90 Euro im Monat freitags und samstags frei Haus geliefert. Sollte sich in Ihrem Haushalt ein Student befinden, und das ginge auf seinen Namen, wären es nur 19,50. Jederzeit kündbar!
Und schließlich Möglichkeit 5: Spazierengehen ist gesund. Frische Luft. Bewegung. Tageslicht. (Gerade im Winter, gegen Vitamin-D-Mangel). Am Fußmarsch zum Supermarkt scheint Sie eigentlich nur zu stören, dass Sie dabei die ganze Zeit über diese Sache hier nachdenken. Denken Sie nicht mehr daran! Treffen Sie ein für alle Mal die Entscheidung, den Bäcker mit seinen Schrottsemmeln zu meiden und für immer zum Supermarkt zu spazieren. So haben Sie jetzt unterwegs endlich wieder Raum für andere, hoffentlich interessante Gedanken. Alles Gute für Sie!