Wie behauptet man sich als junge Frau gegen alte Herren?

Beim Teamtraining unserer Leserin macht eine Männermannschaft den Frauen ihren Platz streitig – auf respektlose Weise. Wie reagiert man in so einem Fall am besten?

Illustration: Serge Bloch

»Ich spiele in einer Damenmannschaft Lacrosse. Wir sind zwischen 18 und 35 Jahren. Auf dem benachbarten kleineren Platz trainiert während unserer Trainingszeiten die Fußballmannschaft der ›Alten Herren‹. Diese besetzten neulich einfach unseren Platz. Auf Nachfrage, ob wir unser Training beginnen dürften, wurden die Männer direkt ausfallend: Wir seien nur acht Mädels, könnten unsere Tore auf den anderen Platz tragen und dort trainieren. Wir haben versucht, es pro­fessionell zu klären; man äffte uns nach, drohte uns, machte uns klein, ­ignorierte uns. Als sie schließlich das Feld räumten, ­waren wir sehr aufgebracht. Wie schafft man es als junge Frau, sich gegen ältere Männer zu behaupten, ohne sich danach ­entrüstet zu fühlen?« Anna S., Tübingen

Gegenfrage: Was ist gegen Entrüstung zu sagen? Wenn sie zur Situation passt? So wie Sie den Vorfall beschreiben, ist man ja co-entrüstet, wenn man nur davon hört. Leider ist Ihre Frage zu groß, als dass man sie mit ein paar simplen Tipps beantworten könnte. Es ist eigentlich sehr traurig, dass Sie sie überhaupt stellen, denn, würde man denken, wenn ein paar saublöde alte Typen den eigenen Platz besetzen, scheucht man sie halt von dort fort. Die werden ja nicht gleich handgreiflich werden. Und wenn doch, hat man ja das restliche Lacrosse-Team mitsamt Lacrosse-Schlägern zur Hand. Die eigentliche Frage lautet wohl: Wie setzt man sich überhaupt durch? Und da ist es nicht mit theoretischen Ratschlägen getan wie: Nehmen Sie Raum ein; fragen Sie nicht mehr als einmal höflich; schaffen Sie Verhältnisse, auf die der andere reagieren muss. Wird alles nichts bringen.

Aber genau für so etwas gibt es doch all die vielen Leute, die auf einmal Coach geworden sind. Hundertprozentig finden sich auch in Ihrem Wohnort sogar Angebote gezielt für Teams. Autorität lässt sich erlernen, aber es dauert. Man muss es wirklich fühlen, damit ein anderer es einem glaubt. Um ein blödes Beispiel zu nennen, das vielleicht gar nicht so blöd ist: Das Internet ist voll von Tiervideos, wo sich kleine Kläffer mit enormem Selbstbewusstsein gegen sehr viel größere Raubtiere durchsetzen. Wo eine unerschrockene Gans eine ganze Herde wütender Stiere aufhält oder eine zu allem entschlossene Ratte den mörderischen Jagdtrieb einer Katze in Fluchtinstinkt umschlagen lässt. Es geht um die innere Haltung. Um das Fehlen von Angst. Um die Stirn, die man dem anderen bietet. Ob das nun dämliche alte Männer sind, die vermutlich immer noch davon zehren, dass ihnen einmal in ihrer Jugend jemand gesagt hat, sie könnten Profifußballer werden oder sonst wer.