»Meine Schwägerin verreist nach Möglichkeit zweimal im Jahr per Kreuzfahrt oder Fernreise. In der Einladung zum runden Geburtstag wünscht sie sich Geld für die nächste Tour. Da ich mich der Fridays-for-Future-Bewegung verbunden fühle, ist es mir zuwider, dieses Verhalten zu unterstützen. Wäre es unverschämt, ihr Geld in Form eines Kompensationsgutscheins zu schenken?« Maja K., Hassloch
Ich verstehe Ihren Impuls, aber es käme schon ziemlich passiv-aggressiv rüber, also schon ungefähr in einem Verhältnis von 20 (passiv) zu 80 (aggressiv). Das ist nie gut. Damit erreichen Sie bei Ihrer Schwägerin eher Gegenwehr. Niemand will sich zum Gutsein zwingen lassen. Ein überzeugter Raucher, dem man statt der gewünschten Stange Zigaretten eine Kostenbeteiligung an einer eventuell einmal nötigen Lungentransplantation schenkt, wird einem auch nicht um den Hals fallen vor Dankbarkeit, dass man ihm die Augen geöffnet hat, in hohem Bogen seine halbvolle Schachtel wegschmeißen und sich um einen Flohmarktstand kümmern, um seine ja nun nutz-losen Aschenbecher loszuwerden. Eher steckt er sich direkt eine an und raucht die trotzig extra tief in die Lunge. Man will sich nämlich in Wahrheit zu gar nichts zwingen lassen.
Ich finde, Sie sollten sich auf keinen Fall an dem Geldgeschenk beteiligen. Es sollte nämlich auch niemand zum Schlechtsein gezwungen werden, und das wären Sie ja dann, aus eigener Sicht. Schenken Sie Ihrer Schwägerin doch einfach etwas ganz anderes, ein gutes Buch, mehrere gute Bücher, Schmuck, keine Ahnung, Ihnen fällt schon was ein. Erklären Sie, warum Sie ihrem Geschenkwunsch nicht nachgekommen sind, sonst wirkt es so, als hätten Sie sich einfach keine Gedanken gemacht. Ohne Vorwurf, bleiben Sie bei sich, so wie Psychologen es immer raten. Vermutlich freut sie sich sogar, wenn neben all den schnöden Geldumschlägen, die ihr nicht nur herzliche Gefühle verschaffen werden (»Wie, nur 50 Euro von Tante O.?«), wenigstens ein persönliches Geschenk liegt, das sie auspacken kann. Sie können ihr ja trotzdem eine schöne Reise wünschen und sich mit aller gebotenen Wehmut für sie freuen, dass sie diesen wunderschönen gefährdeten Planeten mit all seinen Wundern noch erleben kann.