Luft raus

Moderne Luftpölsterchen kann man nicht mehr knacken. Unser Autor Max Scharnigg trauert um das befreiende Gefühl des sachten Nachgebens: »Plopp, Plopp«.

Dickes Polster: SakkovonBrunelloCucinelli.

Foto: Moos-Tang

Wir leben in Zeiten, die an Empörungsanlässen nicht arm sind. Nur so ist es zu erklären, dass ein fragwürdiger Vorgang in der Verpackungsbranche nahezu unwidersprochen geblieben ist. Es geht um die Luftpolsterfolie alter Prägung, die heute weitgehend durch ein neues Patent ersetzt wurde. Eine moderne Polsterfolie, die weniger Platz und Produk-tionsaufwand benötigt und die in italienischen Jacketts gut aussieht, die Welt allerdings auch um ein nettes Detail beraubt: das »Plopp, Plopp«, mit dem man die klassischen Luftpölsterchen knacken konnte. Das war ja ein Vergnügen, das die Menschheit vereinte wie kaum etwas anderes, eine nonverbale Völkerverständigung. Und wann war man mehr bei sich als beim entrückten Luftpolsterdrücken am Schreibtisch, an irgendeinem Dienstag, wenn die Post da gewesen war? Dieser angenehme Druckpunkt zwischen den Fingern, sein sachtes Nachgeben und die kleine Entladung – plopp! Mit jedem zerdrückten Polster ein Stressknoten weniger, so fühlte sich das an. Schade drum!