... und tschüß

Sie sind verliebt und wollen jetzt bloß keine Fehler machen? Dann vergessen Sie selbst verfasste Gedichtbände, erotisches Gefauche oder die Frage: »Darf ich dich jetzt küssen?« 17 Momente, nach denen alles aus war.

    Es gab diesen Spanier in meinem Heimatort. Er sah einfach umwerfend aus, alle Frauen wollten diesen Mann. Wir hatten einen schönen Abend, rückten immer näher zusammen, und irgendwann war klar, dass wir uns gleich küssen würden. Eine heikle Situation: Wann ist der richtige Zeitpunkt für den ersten Kuss, wer macht den ersten Schritt, in welche Richtung drehe ich meinen Kopf, ist der Atem noch frisch? Anstatt zu schweigen und mich einfach in den Arm zu nehmen, zerstörte er diesen wertvollen Moment. Er fragte: »Darf ich dich jetzt küssen?«

    Das Handy vibrierte, ich hatte eine SMS bekommen. Die Freude darüber wich aber sofort großem Befremden: Zwei gelb blinkende Smileys sahen mich an. Einer zwinkerte mit den Augen, der andere schickte ein Küsschen. Nach dieser Botschaft glaubte ich auch seinen Klingelton zu kennen. Bestimmt war es die Titelmelodie von Star Trek.

    Person 1: Ich
    Person 2: eine Frau, Ende 20, Halb-Schwedin, Topfigur, Einser-Abitur
    Person 3: ein Barmann
    Ort: eine elegante Bar in München
    Zeit: Freitag, 22 Uhr
    Person 3 (lächelnd): »Na, ihr zwei Hübschen, was darf ich euch bringen?«
    Person 1: »Einen Gin Tonic, bitte!«
    Person 2: »Hmmmm …«
    Person 3 (lächelnd): »Die Dame braucht wohl noch ein Weilchen?«
    Person 2: »Ach nein, ich glaub, ich nehm erst mal ein Wasser, zum Ankommen.«
    Person 3 (lächelnd): »Kommt sofort.«
    Person 2: »Ach ja, ohne Kohlensäure, bitte.«
    Person 1: »Und die Rechnung bitte auch gleich!«

    Meistgelesen diese Woche:

    Zu Beginn einer Beziehung sammelt man Punkte. Eine Einladung zum Abendessen bringt einiges an Punkten. Wer selbst kocht, bekommt noch einen Bonus. Ich wurde von einem vielversprechenden Mann zum Essen eingeladen, der sich punktemäßig wohl etwas übernommen hatte: Im ganzen Wohnzimmer brannten rund fünfzig Kerzen, im Kamin flackerte das Feuer, davor – natürlich – ein Fell. Rosenblätter auf dem Tisch, Weingläser mit Goldrand und Sängerin Sade im Hintergrund. Ich bin an dem Abend früh nach Hause gefahren. Mir war es in diesem Raum einfach zu warm.

    Er war Informatiker, es ging ge-rade so langsam los mit uns. Wir saßen bei ihm und haben gemeinsam die Tagesthemen an-gesehen. Irgendwann lief Joschka Fischer durchs Bild. »Ach Mensch, der Joschka«, sagte ich. Einfach nur so. Er antwortete voller Bewunderung und ganz ernst: »Toll, du kennst so viele Leute!«

    Wir hatten uns auf einer Party kennengelernt und zum gemeinsamen Frühstück verabredet, in einem Café in Hamburg. Es gab Brötchen, Käse, Nutella und Marmelade. Danach wollte ich sie nie wiedersehen. Nach jeder bestrichenen Brötchenhälfte befreite sie ihr Messer von Nutella- und Marmeladenresten, indem sie es ableckte. Nicht so, wie man es zur Not auf einem Campingplatz machen könnte: mit herausgestreckter Zunge schnell abschlecken. Nein. Sie steckte sich die ganze Messerklinge in den Mund und lutschte ganz selbstverständlich daran herum. Wie an einem hölzernen Eisstiel, an dem noch ein Rest Vanille klebt.

    Er drückte mir schon am ersten Abend ein Buch in die Hand. Seinen Gedichtband, Eigenverlag. Mit dem Schreiben habe er begonnen, um die Trennung von seiner Ex-Freundin zu verarbeiten. Er wollte ein paar Tage später auch noch eine Widmung in das Buch schreiben. Dazu kam es nicht mehr.

    Bis zu unserem fünften Treffen hatte sie keinen Fehler gemacht. Sie sah nicht nur blendend aus, sie war auch kurzweilig, überraschend, komisch, intelligent, spontan, lässig, und ganz wichtig: Sie hatte im richtigen Augenblick den Mund gehalten, ein Schweigen ertragen, eben nicht das Falsche gesagt. Nicht so bei Date Nummer fünf. Ich war schlecht drauf an dem Tag, mein Examen war in die Hose gegangen, als sie plötzlich ganz nah an mich heranrückte, anfing, meinen Nacken zu kraulen, einen verständnisvollen Gesichtsausdruck aufsetzte und es wagte, folgenden Satz zu äußern: »Whenever you think it’s the end of the world, remember that it’s already tomorrow in Australia.«

    Vor ein paar Jahren lernte ich einen Mann auf einer Messe kennen. Er kam aus Paris und wenige Tage nach unserem ersten Treffen hat er mich auch dorthin eingeladen. Es war wunderbar: die Stadt, der Mann, der erste Kuss auf dem Montmartre. Schon bald kamen wir uns näher – bis er sich seiner Hose entledigte. Seine Boxershorts sahen aus wie ein Wachstuch, das meine Oma im Sommer über ihren Gartentisch spannt: quietschgelbe Zitronen mit grellgrünen Blättern auf dunkelblauem Hintergrund.

    Wir kamen zum ersten Mal in ihre Wohnung und an der Wand im Flur hingen ungelogen folgende zwei Bilder: Bauarbeiter auf einem Stahlgerüst im New York der Zwanzigerjahre bei der Brotzeit und Robert Doisneaus Kuss in Paris. Meine Entgeisterung missdeutete sie als besonderes Interesse und sagte: »Ja, die hab ich bei Ikea gekauft – die haben immer noch die besten Bilder.« Ich brachte die Nacht noch so rum.

    Vergleiche mit Prominenten können gefährlich sein und sollten daher nur klug eingesetzt werden. »Du erinnerst mich an Franka Potente«, ist nicht sehr charmant. Als er aber ein paar Minuten später sagte: »Nein, jetzt hab ich’s! Du erinnerst mich an Maybrit Illner«, da war es aus.

    Es war auf einer Party im Studentenwohnheim. Sie suchte Blickkontakt, rückte näher und forderte mich mit ihren Katzenaugen heraus. »Wollen wir nicht in mein Zimmer gehen?«, säuselte sie und deutete mit dem lackierten Zeigefingernagel nach unten. Ich war unschlüssig, allerdings auch recht betrunken. Sie stellte sich direkt in mein Blickfeld und hob ihre linke Hand, die Finger zur Tatze gekrallt. Dann öffnete sie den Mund, ganz leicht, und fauchte wie eine Raubkatze. Dazu beschrieb ihre Hand einen Kratzbogen. Da musste ich erkennen, dass ich doch noch nicht betrunken genug war.

    Ich mag italienisches Essen. Und das habe ich auch dem Mann erzählt, den ich gerade schick fand. Er hat mich also zum Essen eingeladen. Als wir in die Karte gucken, fragt er: »Sag mal, was ist eigentlich Panna Cotta?« Da war es irgendwie vorbei.

    Ich war ein bisschen in einen Typen mit Motorrad verliebt. Er lud mich ein, mit ihm zum Starnberger See zu fahren. Für eine Fahrt, die normalerweise etwa zwanzig Minuten dauert, haben wir gefühlte zwanzig Sekunden gebraucht. Ich hatte furchtbare Angst, stieg der Ohnmacht nahe von seiner Maschine und knallte ihm den Helm auf den Boden. Auf der Rückfahrt mit der S-Bahn war mir klar: Mit dem Interesse an einem Mann kann es schnell vorbei sein. Auch innerhalb von zwanzig Sekunden.

    Nach häufigem, eher zufälligem Treffen in einer Bar dann endlich die Verabredung, und sie taucht auf mit einer Umhängetasche, die aussieht wie ein Pudel. Das war nicht nur enorm kitschig, sondern führte sofort zu der fürchterlichen Assoziation von Stofftieren im Bett. Es passte auch gar nicht zu der Frau, die eher etwas Verruchtes hatte. Unter Freunden kursiert die Geschichte übrigens nur noch unter dem Titel: »Der Pudeltaschen-Moment«.

    Ich aß mit einem Mann, den ich eigentlich für attraktiv hielt, zu Abend. Irgendwann war ich irritiert, weil der Tisch ständig wackelte. Ich bückte mich, um zu sehen, was da unten los war – und was sah ich? Er hatte seine Schuhe ausgezogen und kratzte sich mit seinen Fußsohlen am Tischbein.