1) Leben soll leicht von der Hand gehen, doch ach, der Mensch bedenkt so selten: Wenn alles wie am Schnürchen läuft, hängt man bald am Strick. Sinnvoll für alle, denen die Schulmeinung des theologischen Existenzialismus wurscht ist, wonach Selbsterkenntnis zur Selbstüberschätzung führt – also schnurstracks ins Verderben. Anselm Grün, ein Mann mit grauem Vollbart und Haupthaar, wünscht allen Lesern den Engel der Zuversicht als Wegbegleiter. Schön. Aber stimmt nicht auch das Wort des großen Werbers Werner Butter: Die Hoffnung stirbt zuletzt. Würde sie früher sterben, gäbe es weniger Enttäuschungen. Sinnvoll für alle, für die die Gleichung Sinn–n = sin (engl. Sünde) nicht aus heiterem Himmel kommt.
Anselm Grün: »Die Weisheit des Pilgerns«, Gütersloher Verlagshaus.
2) Andreas und Stephan Lebert sind Brüder von Geburt und, was selten ist, auch Brüder im Geiste. In ihrem lesenswerten Buch verknüpfen sie auf 176 Seiten zwei Gedanken. Erstens: Lebe glücklich, lebe froh wie der Mops im Paletot; zweitens die Idee des großen Philosophen Charlie Brown: In der dunkelsten Stunde der Seele ist es immer drei Uhr morgens. Sinnvoll für alle, deren Leben aus Katastrophen besteht, die nie eintreten. Andreas Lebert/Stephan Lebert: »Der Ernst des Lebens. Und was man dagegen tun muss«, S. Fischer Verlag.
3) Was Sie bisher nie über den Sinn des Lebens wissen konnten, weil Sie zu faul waren, darüber nachzudenken – der britische Nichtphilosoph Terry Eagleton hat’s aufgeschrieben: kurz, klug, leicht, oft komisch. Sinnvoll für alle, die keine Angst haben vor Wortspielen mit langem Atem, etwa diesem: »Ich denke, also sinn ich.«
Terry Eagleton: »Der Sinn des Lebens«, Ullstein.
4) Schlechte Zeiten sind gute Zeiten für Sinnsucher; so erschienen Martin Heideggers Sein und Zeit wenige Jahre nach dem Ende des Ersten Weltkriegs und Jean-Paul Sartres Das Sein und das Nichts mitten im Zweiten Weltkrieg. Und jetzt, da ja praktisch das gesamte Universum schiefgewickelt ist, versucht Georg Baudler Naturwissenschaften und Gott unter einen Hut zu bringen – was ähnlich schwierig ist, wie etwa der Pius-Bruderschaft Manieren beizubringen. Schwierig – aber eben keineswegs unmöglich. Sinnvoll für alle, die bei der Vorstellung, dass sich zwei Parallelen in der Unend-lichkeit kreuzen, nicht depressiv werden.
Georg Baudler: »Darwin, Einstein – und Jesus. Christsein im Universum der Evolution«, Patmos.
5) Das Buch von Abt Benedikt heißt Freiheit, die ich meine. Aber Achtung! Greift man stattdessen aus Versehen zu Die Freiheit, die ich meine, hat man wegen eines Wortes mehr leider ein Werk des österreichischen Rechts-populisten Jörg Haider in Händen, und das kann ja wohl nicht Sinn der Sache sein. Der Abt beschreibt seinen Weg aus dem Sauerland nach Jerusalem und widmet sich so der Frage: Woher kommen wir, wohin gehen wir? (Und warum sind wir nicht geblieben, wo wir waren?, fragt sich der Leser ab etwa Seite 131). Sinnvoll für alle, die ihre Seele nicht baumeln, sondern bummeln lassen wollen.
Abt Benedikt: »Freiheit, die ich meine. Einsichten eines Mönchs aus Jerusalem«, Güters-loher Verlagshaus.
6) Michel Onfray denkt eine alte Indianerweisheit zu Ende: Die Seele reist langsamer. Sinnvoll für alle, die auf ihr Herz hören (und sicher sind, dass ihr Herz nicht mit gespaltener Zunge spricht).
Michel Onfray: »Die reine Freude am Sein. Wie man ohne Gott glücklich wird«, Piper.
(Nummerierung von links nach rechts im Bild)