Blumen im Schnee

Weiß, rosa, hellrot: Schon jetzt blühen in den Alpen die Schneerosen. Und das sollte man wirklich sehen. Sechs Winterwanderungen.


Bischofswiesen

Berchtesgadener Land

»Watzmann, Watzmann, Schicksalsberg, du bist so groß – und i nur a Zwerg«: Im Vergleich zum Watzmann wirkt die Kneifelspitze wie ein Winzling. Der Hausberg von Berchtesgaden misst nur 1189 Meter, aber eine Tour lohnt sich immer. Der Weg führt von der Wallfahrtskirche Maria Gern steil zum Parkplatz unterhalb des Lauchlehens und dann an Bauernhäusern vorbei in den Wald. An den steilen Bergwiesen blühen im Spätwinter viele Schneerosen – ein guter Vorwand, um an den Serpentinen immer wieder anzuhalten. Foto-Stopps bieten sich auf der gesamten mittelschweren Tour an, man hat einen sehr guten Blick auf die Berchtesgadener Bergriesen. Kurz vor dem Aussichtsgipfel kommt man an der Paulshütte vorbei, wo man sich am Kachelofen aufwärmen kann.

Gehzeit 3 Stunden -- 500 Höhenmeter -- Ausgangs- und Endpunkt Parkplatz an der Wallfahrtskirche Maria Gern -- Einkehrmöglichkeit Paulshütte (Januar und Februar geschlossen), kneifelspitze-berchtesgaden.de -- berchtesgadener-land.com (Suchbegriff »Kneifelspitze«)

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Gaißau
Salzburger Land

Dem Tennengauer Bezirksblatt, einer Lokalzeitung im Salzburger Land, war der Fall einen größeren Artikel mit Foto wert: Der »unbelehrbare Pensionist« Helmut M. aus Bad Dürrnberg hatte »16 Schneerosen geklaubt«. Seine Begründung: »Für die Frau«. Die Polizei hatte den Mann erwischt und mit einem Bußgeld von bis zu 25 000 Euro gedroht. In der Tat sind Schneerosen vom Aussterben bedroht und dürfen nicht gepflückt werden, auch nicht für die Frau. Besser ist es, sich die Blütenpracht nur anzuschauen, zum Beispiel bei einer Wanderung in der Heimat von Helmut M. von Gaißau über die Eibleckalm zum Gipfel des Ochsenbergs (1500 Meter). Auf der Alm wachsen besonders viele Schneerosen. Die Tour ist mittelschwer.

Gehzeit 3 bis 4 Stunden -- 550 Höhenmeter -- Ausgangs- und Endpunkt Parkplatz am Mauthäuschen der Spielbergstraße -- Einkehrmöglichkeit keine -- bergfex.at (Suchbegriff »Ochsenberg«, unter den Suchtreffern ist es die Wanderung über 6,95 Kilometer)

Wilder Kaiser
Tirol
Silberblau funkelt das Wasser des Hintersteiner Sees vor den grauen Felswänden des Wilden Kaisers, an den Rändern ist er gefroren. Der Winterwanderweg ist im Schatten mit Schnee bedeckt, doch auf den Hängen in Richtung Walleralm sind die ersten Frühlingsboten im Schnee zu sehen. Auf der Sonnenseite gedeihen die Schneerosen besonders gut, und wenn sie aufblühen, wirkt die Landschaft, als hätte ein pointillistischer Maler sie mit Hellrosa-Tönen betupft, damit sie noch reizvoller aussieht. Die Walleralm auf 1200 Metern ist im Winter nicht bewirtschaftet, aber man kann auf einer der Bänke eine Pause machen und sich die Sonne ins Gesicht scheinen lassen. Zurück geht es durch den Wald in Richtung Hintersteiner See, dann den Seebach und den Sonnwiesweg entlang bis ins Zentrum von Scheffau.

Gehzeit 3 bis 4 Stunden 600 Höhenmeter -- Ausgangspunkt Hintersteinersee -- Endpunkt Dorfzentrum Scheffau -- Einkehrmöglichkeit Jausenstation Goingstätt, hintersteinersee.at -- weitere Infos auch hier.

Kufstein
Tirol

Macht Sie das graue, kalte Wetter irre? Sind Sie wintermüde? Dagegen gibt es ein Mittel: Helleborus niger, so lautet der wissenschaftliche Name der Schneerose, hilft laut mittel-alterlichen Kräuterkundeschriften gegen Melancholie und verschiedene Formen des Wahnsinns. Eines der größten Vorkommen von Helleborus niger findet man in Tirol: an den Nordhängen des Wilden Kaisers, im Thierseetal und am Kufsteiner Stadtberg. Der »Schneerosenweg« führt über den Elfenhain bis zur Duxeralm, weiter zur Brentenjochalm und zurück ins Zentrum. Die Route gehört zu den schönsten Blütenwanderungen in den Ostalpen, vorbei an Hängen, an denen Tausende Schneerosen leuchten. Wirkung: Stimmung und Blutdruck steigen, Melancholie sinkt garantiert.

Gehzeit 4 bis 5 Stunden -- 800 Höhenmeter -- Ausgangs- und Endpunkt Talstation ehemaliger Aschenbrenner-Lift, Kufstein -- Einkehrmöglichkeit Berggasthaus Hinterduxerhof, hinterduxerhof.at

Rosental
Kärnten

Helleborus niger hat viele Namen: Schneerose, Christrose, Schwarze Nieswurz. In Österreich heißt die Schneerose auch Schneebleamal, Märzenkaibl und Krätzenblum, andere regionale Bezeichnungen sind Brandwurzel, Feuerwurzel, Orakelblume und Teufelskraut. In Kärnten ist ein ganzes Tal nach der erstaunlichen Pflanze benannt: Im Rosental blühen im Spätwinter besonders viele Schneerosen. Wenn Wetter und Schneelage günstig sind, kommen sie schon kurz nach Weihnachten zum Vorschein. Der beschilderte Wanderweg in Ludmannsdorf beginnt an einem Wanderparkplatz und eignet sich auch für Familien mit kleinen Kindern. Er ist 2,5 Kilometer lang und leicht zu begehen, teilweise auf Asphalt und teilweise auf Forstwegen.

Gehzeit 1 Stunde -- 90 Höhenmeter -- Ausgangs- und Endpunkt Parkplatz an der L99 zwischen Fellersdorf und Muschkau -- Einkehrmöglichkeit keine -- carnica-rosental.at

Trawiesalm
Steiermark

Um die Schneerose ranken sich viele Geschichten. Eine von ihnen gibt eine märchenhafte Antwort auf die Frage, warum die Blumen mitten im Winter blühen: Ein Hirte soll bei der Geburt Jesu sehr traurig über seine Armut gewesen sein, weil er dem Christkind nichts schenken konnte. Er begann bitterlich zu weinen. Die Tränen verwandelten sich auf dem Boden in Christrosen – und der Hirte brachte diese als Geschenk dem Christkind zur Krippe. Auf der Trawiesalm finden sich solche Geschenke ebenfalls, allüberall zwischen den Tannen sieht man weiße Blüten blitzen. Die Wanderung beginnt beim »Gasthaus Bodenbauer« und führt vorbei an der Hundswand. Am Wegesrand sind außer Schneerosen schon Leberblümchen und Seidelbast zu sehen.

Gehzeit 2 bis 3 Stunden -- 350 Höhenmeter Ausgangs- und Endpunkt Gasthaus Bodenbauer -- Einkehrmöglichkeit Gasthaus Bodenbauer, der-bodenbauer.at -- bergfex.at (Suchbegriff »Trawiesalm«)

Illustration: Emiliano Ponzi