Sagen Sie jetzt nichts, Familie Heidel

Ein Interview, in dem die Familie aus Gundremmingen nichts sagt und doch alles verrät: über Kernkraftwerke, Protestmärsche und Geigerzähler.


    Name: Familie Heidel: Friedrich-Josef (41), Ulrike (41), Laura (9), Fritzi (7), Vanessa (3)
    Beruf: Er: Haustechniker, Sie: Bankkauffrau
    Status: Sitzen in der ersten Reihe

    Unser Navigationsgerät mussten wir diesmal nicht einschalten: Die dampfenden Kühltürme des Kernkraftwerks Gundremmingen lotsten uns direkt zu den Heidels, die nur 300 Meter weiter wohnen. Erste Überraschung: Die von der Bundesregierung beschlossene Laufzeitverlängerung stößt bei der fünfköpfigen Familie nicht auf wütenden Protest. »Natürlich sorgt man sich, wenn man Berichte über erhöhte Krebsraten in der Nähe von Kernkraftwerken liest«, sagt Vater Heidel, »aber die Laufzeitverlängerung sichert unsere Stromversorgung, bis erneuerbare Energien sinnvoll und bezahlbar genutzt werden können.« Zweite Überraschung: Er sagt das, obwohl er als selbstständiger Haustechniker regelmäßig Fotovoltaik- und Solaranlagen verkauft und installiert. Das AKW Gundremmingen wird voraussichtlich noch bis 2030 am Netz bleiben. Bis dahin ist die dreijährige Vanessa Heidel erwachsen und Bundeskanzler Norbert Röttgen, der mit den Grünen regiert hat, längst abgewählt.