KELAAT M´GOUNA, Marokko
Wie erntet man einen Duft, so etwas Flüchtiges, Unsichtbares, Zartes? Unbedingt vor Sonnenaufgang, wenn die Blüten geschlossen sind. So schön die Damaszener-Rose ist, so anstrengend ist es, sie tonnenweise zu pflücken. Aber die karge Landschaft des bis zu 4200 Meter hohen Atlas-Gebirges machte es den Berbern ohnehin nie leicht: Wasser ist knapp, selbst hier, entlang des Asif-MGoun-Flusses, wo Getreide, Luzernen und Obstbäume wachsen. Ursprünglich sollten wilde Rosenbüsche die kleinen Ackerparzellen der Bauern vor dem Verbiss der Tiere schützen, doch seit Ende der 1930er-Jahre gewinnt man aus den Blüten wertvolles Rosenöl. Von Kelaat MGouna ziehen sich dornige Rosenhecken dreißig Kilometer das Flussbett entlang bis ins Dadestal, ein grünes Band mit rosa Tupfen inmitten ockerfarbener Trockenheit. Wenn die Sonne abends die Lehmbauten und alten Berber-Kasbahs rot färbt, schwärmen Touristen von Tausendundeiner Nacht, während die Berber müde vom Feld heimkehren. Aber beim Fest der Rose, immer am zweiten Wochenende im Mai, wird wild getanzt, und mit der Wahl der Rosenkönigin neben der Ernte auch die Liebe gefeiert. Noch so ein flüchtiger Genuss. (MARC BAUMANN)
Wohnen: Das »Kasbah des Roses« (kasbahdesroses.com) liegt im Tal der Rosen auf einer kleinen Anhöhe nahe der Ortschaft Hadida. Einen besseren Ausblick kann man nicht haben. Wenn man seine Tour ins Tal der Rosen in Marrakesch starten will, empfiehlt sich der »Beldi Country Club« (beldicountryclub.com), zu dem mehrere Rosengärten zwischen Olivenbäumen und Zypressen gehören.
Essen: M’hanncha, mit Rosenwasser parfümierte Mandelpaste in Teigblättern.
Nicht verpassen: den Mittwochsmarkt in Kelaat M’Gouna.
TAL DER ROSEN, Bulgarien
5000 Euro zahlen Parfum- und Kosmetikhersteller für einen Liter Rosenöl. Eine ganze Lkw-Ladung voll Blüten muss man dafür sammeln und destillieren. Es gibt aber noch einen anderen Grund für den hohen Wert der Damaszener-Rose - dafür muss man einfach mal an der Straße zwischen den Orten Sopot, Karlowo und Kasanlak anhalten, aussteigen und tief diesen schweren, kräftigen Duft einatmen. In Bulgarien weiß man schon lange um die euphori-sierende und entkrampfende Wirkung der Damaszener-Rose, in Deutschland wurde sie in diesem Jahr zur Heilpflanze des Jahres ernannt. Da sinkt der weitgereiste Tourist, von seinen Gefühlen übermannt, schon mal auf die Knie: für einen Heiratsantrag in perfekter Kulisse. Vom Balkan im Norden und dem Sredna-Gora-Gebirge im Westen begrenzt zieht sich das bulgarische »Tal der Rosen« windgeschützt gebettet dahin. Mitte Mai sieht es aus wie ein in Rosa getauchtes, flachwellendes Meer. Und wenn Sie keine 5000 Euro für eine Flasche Rosenöl flüssig haben, kaufen Sie bei einem der vielen Händler doch einfach Rosenschnaps, Rosenkonfitüre oder Rosenzahnpasta - Rosen-Andenken gibt es hier fast so viele wie Rosen selber. (CORD RIECHELMANN)
Wohnen: Das Hotel »Paradise Place« (raiskikat.com) liegt vier Kilometer nördlich von Kalofer. Hinter dem Hotel beginnt der Nationalpark Zentral- balkan - nach einer zweistündigen Wanderung gelangt man zum höchsten Wasserfall Bulgariens, dem 124 Meter hohen »Rajsko praskalo«.
Essen/Trinken: Den Wein probieren, der hier angebaut wird und »Rosenthaler Kadarka« heißt.
Nicht verpassen: Mit dem Beginn der Ernte im Mai gibt es (wie in Marokko und der Türkei) auch in den bulgarischen Anbaugebieten Rosenfeste mit rosengeschmückten Plätzen und einer Rosenkönigin.
Isparta, Türkei
ISPARTA, Türkei
Sollte man einer Frau, die in der »Stadt der Rosen« lebt, noch Rosen schenken? Wäre das nicht so, als würde ein verliebter Münchner seiner Liebsten Weißwürste überreichen? Die Einwohner aus Isparta amüsiert diese Frage: »Natürlich schenken wir Rosen – aber rote, weil das die Farbe der Liebe ist. Unsere Rosen sind rosa, dafür riechen sie viel intensiver.« Die Frauen und Männer, die zur Erntezeit Rosen pflücken, haben dabei aber ohnehin keine Romantik im Kopf, sondern eher Allah. Das verdiente Geld sparen viele für eine Wallfahrt nach Mekka. In den vollen Genuss des Damaszener-Rosendufts kommt man am besten bei einer Fahrt entlang der kilometerlangen Rosenfelder auf dem Weg nach Egirdir (dort, in der verwinkelten Altstadt, ist es ohnehin romantischer als in Isparta) und zum gleichnamigen See, der so groß ist wie der Bodensee. Und wenn man mal genug hat von all den Rosen: an seinen Ufern blühen seltene wilde Orchideen. (PHILIPP HAUNER)
Wohnen: Das beste Hotel in der Nähe von Isparta - auch gerne von Geschäftsreisenden bevölkert - ist das »Barida« (baridahotels.com). Besser im 20 Kilometer entfernten Egirdir übernachten; am gleichnamigen See gibt es mehrere nette, einfache Unterkünfte. Eine davon ist »Ali’s Pension«, auf einer Halbinsel im See gelegen (www.alispension.com).
Essen/Trinken: Unbedingt Roseneis probieren. Schmeckt bitter und soll leberreinigend wirken. Nichts für Kinder.
Nicht verpassen: die vielen Seen im Umland von Isparta. Der »Egirdir Gölü« ist ein beliebtes Sommerfrische-Ziel für Küstenbewohner, wenn es am Mittelmeer zu schwül wird. Ideal auch als Startpunkt für Bergtouren ins Taurusgebirge.
Illustration: George Butler