»Auch Kinder können Tiere retten«, sagt Kate Gilman Williams im Brustton der Überzeugung. »Du kannst dich jederzeit engagieren – egal, wie alt du bist.« Die Sechstklässlerin aus Texas ist zwar erst elf, aber bereits Vorsitzende ihrer eigenen Hilfsorganisation namens Kids Can Save Animals. Außerdem ist sie Buchautorin und Podcasterin, und sie kooperiert mit Microsoft, um ihr Tierschutzprogramm für Gleichaltrige in die Klassenzimmer zu bringen. Schon zwei Mal wurde sie mit dem gemeinnützigen Gloria-Barron-Preis für »junge Helden« ausgezeichnet.
SZ-Magazin: Wie begann dein Interesse an wilden Tieren?
Kate Gilman Williams: Als ich sieben war, nahmen meine Eltern mich mit auf Safari nach Südafrika in den Kruger Nationalpark. Gleich nach der Landung sahen wir eine Giraffe mit einem zwei Wochen alten Baby, und später einen Gepard. Er hat gezwitschert! Wie ein Vogel! Später sahen wir Nashörner, und unsere Tourbegleiterin Michelle Campbell fragte mich: Weißt du, dass Nashörner gefährdet sind? Und dass es weniger als 7000 Geparden in der freien Wildbahn gibt? Ich konnte es nicht glauben. Vom Jeep aus sah ich all diese wunderschönen Tiere und wollte etwas tun, um zu helfen. Also fragte ich Michelle, ob sie mit mir ein Buch schreiben würde.
Das Buch Let’s Go on Safari ist vor der Pandemie bei Randomhouse erschienen. Wie war es, das Buch mit Michelle Campbell zu schreiben und mit ihr auf Lesereise zu gehen?
Es dauerte recht lange, weil Michelle in ihrem Landrover in entlegenen Gegenden Afrikas lebte und nur sporadisch Internetzugang hatte. Die Kinder an meiner Schule haben mir beim Redigieren geholfen. Und meine Marketingdirektorin ist genau so alt wie ich. Alle Erlöse gehen an das Jane Goodall Institute, den Sheldrick Wildlife Trust und die von Leonardo di Caprio mitgegründete Organisation Re:Wild.
Dein Buch hat dich zur jüngsten philanthropischen Autorin weltweit gemacht!
Ich war inzwischen vier Mal in Afrika, auch in Kenia und Tansania. Meine Generation wird einen Unterschied machen.
Hast du ein Lieblingstier?
Die Geparden. Bei meinem letzten Besuch habe ich mit einer Wildlife-Organisation zusammengearbeitet und ich durfte einem Gepard ein GPS-Halsband anlegen. Es ist wichtig, dass wir sie beobachten und Daten über sie sammeln.
Der Gepard war hoffentlich betäubt?
Ja, klar. Ich mag auch Elefanten sehr gerne. In Kenia habe ich die Waisenstation des Sheldrick Wildlife Trusts besucht und ein Elefantenbaby adoptiert.
Nun ist ausgerechnet Texas, wo du lebst, die Heimat vieler begeisterter Jäger und Waffennarren.
Ich halte definitiv nichts von der Jagd. Wenn Kinder lernen, was mit unserer Umwelt und den Tieren passiert, werden sie aktiv werden wollen. Deshalb arbeite ich für die Tierschutzorganisation Born Free USA als erste Jugendbotschafterin. Es ist enorm wichtig, dass meine Generation weiß, wie Tiere in Gefangenschaft gehalten werden, wie fürchterlich ihr Leben dort ist, und dass man sich nie Tiere in Gefangenschaft zur Unterhaltung anschauen sollte.
Was können Kinder deiner Meinung nach tun?
Einer der einfachsten Wege zu helfen, ist, dir ein Tier von der Roten Liste auszusuchen, soviel darüber zu lernen, wie du kannst, und Freunde und Familienmitglieder darüber zu informieren. Wenn deine Eltern im Urlaub sagen, lass uns heute mit Delfinen schwimmen oder auf einem Elefanten reiten, dann sag nein. Familien mit Kindern sind die Zielgruppe für sowas. Wenn keiner mehr kommt, dann wird das nicht mehr angeboten.
Wieso hast du dazu 2019 eine eigene Organisation gegründet, Kids Can Save Animals?
Damit Kinder Wege entdecken, wie sie helfen können. Eine der ersten Aktionen, die ich in der Schule gestartet habe, hieß »Quarters für Koalas«; das war, als der australische Busch brannte. Meine ganze Schule hat mitgemacht, und wir haben mehr als 4500 Dollar gesammelt, die wir an eine Rettungsorganisation in Adelaide gespendet haben. Mein Ziel ist, meine Projekte in mehr Schulen zu bekommen, damit mehr Kinder aktiv werden.
Was genau ist der Club 15?
Da interviewe ich jeweils 15 Minuten lang führende Wissenschaftlerinnen, Tech-Experten und Umweltschützerinnen darüber, wie man Tieren helfen kann. »Club 15« heisst so, weil alle 15 Minuten ein Elefant für sein Elfenbein getötet wird. Ich kooperiere dafür mit Microsoft, denn sie haben ein Lernprogramm entwickelt, bei dem Kindern beigebracht wird, wie man mit künstlicher Intelligenz und Computer-Vision Daten für Tierschutz sammeln kann. Ich habe etwas darüber im Fernsehen gesehen und dann direkt an Sarah Maston geschrieben, die Chefin des Microsoft-Programms, und gefragt, ob Kinder auch mitmachen können. Inzwischen haben wir Fans auf allen Kontinenten.
Hast du ein Ziel, das du mit deinem Engagement erreichen willst?
Ich hoffe, dass alle Kinder mitmachen. Kinder denken, sie müssten warten, bis sie erwachsen sind, um einen Unterschied zu machen, aber das stimmt nicht. Wir können jetzt handeln. Denn wenn wir noch zehn Jahre warten, könnten wir alle Elefanten verlieren. In ein paar Jahrzehnten kann der Regenwald im Amazonas verschwunden sein. Jeden Tag landen acht Millionen Plastikteile in den Weltmeeren. Wir Kinder und Jugendlichen sind diejenigen, die mit den Folgen der Entscheidungen von heute leben müssen. Wenn wir jetzt nicht handeln, um den Planeten zu schützen, wird es zu spät.