Herr Ober!

Die Gastronomie kennt Moden, schon klar, aber wir hätten noch eine Frage: Was genau wird uns da eigentlich in letzter Zeit ständig serviert?

1. Pangasius
Das Geschäft mit dem schnellwüchsigen Pangasius-Wels aus dem Mekongdelta läuft bestens: Er hat wenig Gräten, fettarmes Fleisch mit neutralem Geschmack und ist vergleichsweise günstig. Inzwischen gibt es ihn sogar bei Aldi. Der Großhändler Deutsche See bietet den Fisch aus Vietnam in Bio-Qualität an.

2. Flugmangos
Der Duft einer saftigen Mango kann Fernreisen ersetzen. Doch vollreif kommen die Früchte nur zu uns, wenn sie erst gepflückt werden, sobald sie ihren geschmacklichen Höhepunkt fast erreicht haben. Und wenn sie dann eilig und sanft gepolstert zu uns fliegen. Den Preisen nach zu urteilen, fliegen diese Mangos Businessclass.

Meistgelesen diese Woche:

3. Tonkabohnen
Die Samen des venezolanischen Tonkabaumes durften jahrelang nur zu Dekozwecken verkauft werden. Sie enthalten Kumarin, das in größeren Mengen Halluzinationen und sogar Krebs auslösen kann. Das Gleiche gilt allerdings auch für Zimt oder Waldmeister. Köche lieben die Bohnen, denn sie schmecken intensiv nach Vanille, Waldmeister und Bittermandel. Und: Tonkabohnencreme ist weit billiger als Vanillecreme, klingt aber viel aufregender.

4. Flüssiger Stickstoff
Espumas – Schaum aus dem Sahnebläser war die erste Idee der experimentierfreudigen Köche aus Spanien, die sich bis in bayerische Landgasthöfe verbreitet hat. Die neue Idee, Eis bei minus 196 Grad Celsius in flüssigem Stickstoff zu gefrieren, erfordert zwar Schutzkleidung, garantiert aber cremiges Eis und spekta-kuläre Nebelschwaden (dafür braucht man aber Freunde in einer Samenbank oder im Chemielabor, die das Kältemittel organisieren können).

5. Premier-Cru-Schokolade
Krampfige Kombinationen wie Schokolade mit Parmesan sind von gestern. Heute genießt der Connaisseur das Täfelchen aus Papua-Neuguinea. Auszug aus der Produktwerbung: »Die Kakaobohnen der Maralumi-Plantage geben der zarten Schokolade leichte Akzente mit Röst- und Gewürzaromen, frische Noten von grüner Banane und einen Hauch von Stachelbeere, im Abgang verlängert durch den Duft nach Havannatabak.«

6. Tahiti-Vanille
Die Welternte ist klein, der Vanillingehalt der Schoten geringer als der von klassischer Bourbonvanille. Dafür aber duftet Vanilla tahitensis zusätzlich nach Orchideen, Tabak und Trockenpflaumen.

7. Murray River Gourmet Salt Flakes
Bis vor Kurzem war das rosa getönte Edelsalz hier extrem rar, inzwischen findet man das australische Murray-River-Salz im gehobenen Feinkosthandel. Es schmeckt nach Mineralien, seine Konsistenz ist knusprig – und außerdem bietet es einen ökologischen Zusatznutzen: Für seine Produktion wird nicht Meer-, sondern Grundwasser entsalzt.

8. Plattpfirsiche
Pfirsiche stammen ursprünglich aus China. Dort wachsen neben samtig behaarten Varianten und glatten Nektarinen auch flache Früchte mit dichtem Fell und lieblichem Geschmack: die Plattpfirsiche. Seit einiger Zeit erobern sie europäische Obstboutiquen und Luxusrestaurants. Übrigens hat der Hamburger Gärtner Peter Klock eine Sorte gezüchtet, die sogar in schwedischen Sommern Früchte trägt: Galaxia.

9. Cabernet Sauvignon
Tiefdunkel und reich an Gerbsäure sind diese wuchtigen Weine, sie duften nach schwarzen Johannisbeeren und altern oft sehr gut. Bis vor Kurzem waren deutsche Sommer zu kalt für sie, doch mit steigenden Jahrestemperaturen beginnen vor allem junge Winzer aus Baden und der Pfalz mit Cabernet Sauvignon zu experimentieren.