Nora Šmahelová war Deutsche Barista Champion, Jurorin für die Barista Weltmeisterschaft und Gründerin mehrerer Specialty Cafés in Berlin. Heute ist sie für den gesamten Kaffeebereich der Accademia Del Caffè Espresso von La Marzocco in Florenz zuständig.
»Generell wird eine Wassertemperatur zwischen 88-96 Grad Celsius empfohlen. In der Praxis reicht es, wenn man den Wasserkocher nach dem Kochen eine halbe Minute offen stehenlässt. Je höher die Temperatur ist, desto schneller und »agressiver« wird extrahiert. Mehr extrahieren ist dabei nicht unbedingt positiv. Wenn man einen Kaffee mit kochendem Wasser zubereitet, schmeckt die Tasse bitter, die Säurestruktur wird unangenehm und teilweise verliert der Kaffee auch an Körper. Mit der Temperatur kann man also das Geschmacksergebnis in der Tasse steuern. Wenn ich einen eher dunkel gerösteten Kaffee habe, kann ich die Röstaromen mit Hilfe von einer niedrigeren Extraktionstemperatur verbergen.
Das Besondere an Filterkaffee ist, dass man ihn bei verschiedenen Temperaturen genießen kann – wenn der Kaffee heiß ist, ist das Aroma am intensivsten, bei Runterkühlen entwickelt sich die Palette und die Säurestruktur verändert sich. Neben der Temperatur spielt natürlich die Qualität des Wassers eine große Rolle, denn diese macht sehr viel vom Geschmack aus – schließlich basiert Kaffee zu einem hohen Prozentsatz auf Wasser. Kaffee zubereiten ist wie Kochen mit zwei Zutaten, das Ergebnis kann nur so gut werden, wie die Qualität der Ausgangsmaterie ist. Kurz gesagt, das Hauptkriterium für einen guten Filterkaffee ist ein hochwertiger Kaffee mit geeignetem Röstgrad und der richtigen Frische, sowie die Qualität des Wassers. Wichtig ist natürlich auch die richtige Atmosphäre oder Begleitung zu haben, um den Kaffee zu genießen.«