Simon Schumacher ist Geschäftsführer und Sprecher des Verbandes Süddeutscher Spargel- und Erdbeeranbauer e. V.:
»Ja, gerade in diesem Jahr liegt das an dem milden Winter. Hier im Südwesten lagen die tiefsten Temperaturen bei etwa minus acht Grad – und das auch nur in wenigen Nächten. Das hat dazu geführt, dass die Stangen immer ein bisschen in Lauerstellung waren und nicht so richtig in den Tiefschlaf, die Dormanz, kamen. Die Ernte beginnt in diesem Jahr also früh, aber gemächlich, weil der Wechsel von kalt auf warm nicht so deutlich ist. In Jahren, in denen wir wirklich einen knackigen Winter hatten und dann – zack – kam der Frühling, da hat die Pflanze ganz anders reagiert. Da gab es viele Stangen auf einmal, die emporgewachsen sind. Insgesamt sind wir im Vergleich zu früher, als man noch keine Folien einsetzte und keine frühen Sorten hatte, mindestens vier Wochen früher dran.
Durch die Folien kann ich das Wachstum regulieren oder fördern, sie sind meines Erachtens ein gutes Mittel, Lebensmittelverschwendung zu verhindern. Die Folie ist auf einer Seite schwarz, auf der anderen weiß. Zum Wochenende hin, wenn die Leute eher Spargel essen wollen als unter der Woche, drehe ich also die Folie auf schwarz. Kommt die Sonne raus, dann scheint sie auf die schwarze Folie und es herrschen in der Erde darunter etwa 20 Grad: Dabei wächst so eine Spargelstange sieben Zentimeter am Tag. Will ich das Wachstum reduzieren, dann drehe ich die Folie einfach so, dass die weiße Seite oben liegt. Übrigens wird die Schwarzweißfolie ein Spargelleben lang genutzt. Das sind nicht selten acht bis zehn Jahre, danach werden sie recycelt. In meinen Augen stehen die Folien zu Unrecht in der Kritik, aber natürlich: Es gibt auch Spargelbauern, die ganz auf sie verzichten. Deren Spargel ist dann erst ungefähr einen Monat später erntereif.
In letzter Zeit ist weitgereister peruanischer, spanischer oder griechischer Spargel im Handel zu finden und wird auch gekauft. Die Nachfrage ist also da und je früher wir dem mit unserem regionalen Produkt nachkommen, desto besser. Die frühesten deutschen Spargelgebiete verlaufen entlang des Rheins: Rheinland-Pfalz, Nord-Baden und Südhessen. Wenn es mal mehrere Tage hintereinander nachts nicht kälter wird als zehn Grad, und tagsüber die Sonne scheint, dann gibt es richtig Menge. Das ist jetzt hier im Südwesten vorausgesagt, die Ernte kommt jetzt also langsam in Schwung.«