»Zu wie vielen Teilen bin ich in der Rolle ›Mutter‹? Ich bin Ende 50, seit drei Jahren verwitwet, habe vier erwachsene Kinder. Sehr bald nach dem Tod meines Mannes habe ich einen Lebensgefährten gefunden, der auch verwitwet ist. Wir wohnen getrennt. Zwei meiner Kinder lehnen den neuen Partner kategorisch ab, wollen ihn nicht kennenlernen, reduzieren auch den Kontakt zu mir. In mir ist das mütterliche Gen, es immer allen recht machen zu wollen. Wie finde ich einen Weg?« Barbara G., Ergoldsbach
So ein Mist. Da hat man das Glück, einen neuen Partner gefunden zu haben, und dann wollen einem die eigenen Kinder dieses Glück verderben. Gott sei Dank sind es nur zwei. Die anderen beiden scheinen sich ja für Sie zu freuen. Das ist kein schlechter Schnitt, 50 Prozent, es könnte schlimmer sein. Es sollte allerdings besser sein. Ohne diesen beiden Kindern zu nahe treten zu wollen, die ihr ablehnendes Verhalten ja bestimmt auch irgendwie begründen könnten, ist man sofort gegen sie eingenommen, wenn man Ihre Frage liest. Was können Sie also tun?
Ich fürchte, hier gilt mal wieder dieses bedauerliche psychologische Grundgesetz, dass man andere Menschen nicht ändern kann und sich deshalb auf sich selbst konzentrieren muss. Ändern Sie also Ihre Einstellung, eine andere Möglichkeit haben Sie nicht (und wenn man bei sich selbst etwas ändert, ändern sich dabei auch oft die anderen). Überspitzt formuliert: Pfeifen Sie auf die Meinung Ihrer Kinder und leben Sie Ihr Leben.
Sie fragen, zu wie vielen Teilen Sie Mutter sind. Coaches erklären so etwas gerne mithilfe von Kreisdiagrammen, in denen die Tortenstücke, aus denen sich ein »gelungenes« Leben zusammensetzt, unterschiedliche Lebensbereiche darstellen. Etwa: Liebe/Partnerschaft; Freunde/Beziehungen; Familie; Gesundheit/Fitness; Spiritualität/persönliche Entwicklung; Hobby/Spaß/Freude; Beruf; Finanzen. Je nach Coach sind es mehr oder weniger Tortenstücke, aber bei jedem Coach der Welt sind alle Tortenstücke gleich groß, was bedeutet: gleich wichtig. Demzufolge sind Sie zu einem Achtel Mutter. Oder zu einem Sechstel. Der höchste Wert, den ich gefunden habe, war ein Viertel (aber dieses Diagramm wirkte etwas fragwürdig auf mich). Jedenfalls müssen Sie es nicht übertreiben und Ihr Glück aufgeben für Menschen, die dank Ihnen erwachsene Leute geworden sind.