Als kleines Kind sah ich eine Karikatur: Ein dicker Mönch, einen Krug Bier in der Hand, spricht zu einem dünnen Mönch: »Bruder, du siehst schlecht aus, du musst mehr fasten!« Damals hat mich der Gedanke an ständig betrunkene Mönche verwirrt. Heute und in den nächsten 40 Tagen werden wir den Wahrheiten des traditionellen und des modernen Fastens auf den Grund gehen.

In allen Weltreligionen spielen Fastenzeiten eine wichtige Rolle. Die Verbindung von Fasten, Meditation und Zuwendung zu den anderen bricht alltägliche Gewohnheiten auf, legt neue Energien frei und macht die Seele leicht. Fasten bereitet eine Art Neugeburt des Fastenden vor und gipfelt bei den Christen im Fest zur Auferstehung Jesu. Mönche und Nonnen sind Profis im Abwerfen von Ballast. Dr. Johannes Eckert, Abt von St. Bonifaz in München und von Kloster Andechs am Ammersee, erläutert: Die katholische Kirche schreibt heute nur noch zwei Voll-Fastentage vor, Aschermittwoch und Karfreitag, an denen es nur eine – fleischlose – Mahlzeit gibt. Für die restliche Fastenzeit trifft jeder Mönch eine Art Zielvereinbarung, schedula, mit dem Abt. Schließlich sollen die Mönche keinen Fastenwettbewerb untereinander ausfechten, sondern sich ein individuelles Ziel setzen.

Weniger Essen bedeutet für den Körper weniger Verdauungsarbeit, also mehr Energie für andere wichtige Aufgaben, wie den Abtransport von zwischengelagerten Giftstoffen. Wenn Sie der Planung und Zubereitung von Essen weniger Aufmerksamkeit schenken, haben Sie mehr Zeit – nutzen Sie jeden Tag einige Minuten für geistige Konzentration: Denken Sie an nichts, überdenken Sie wichtige Fragen oder lauschen Sie Ihren Gefühlen. Fastenspeisen: Viele traditionelle Fastenspeisen eignen sich heute nicht mehr für die Askese. Austern und Forellen waren früher als wenig nahrhaftes Armeleuteessen verachtet – heute ist Fisch Symbol für die Ernährung der Feinschmecker. Traditionelles Fastenbier enthielt mehr unvergorene Stärke als Alkohol – heutiger Doppelbock ist eine echte Droge. Fasten Sie mit uns: Ersetzen Sie jeden Tag eine Mahlzeit durch unsere Suppe und halten Sie Maß, nicht den Krug. Vermeiden Sie großen Hunger, sonst halten Sie nicht durch. Wenn Sie möchten, können Sie eine Voll-Fastenwoche einlegen, besonders gut tut so eine Woche im Kloster. Adressen und Anregungen finden Sie in dem Buch Das Fasten der Mönche von Bernhard Müller, Heyne Verlag.

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SZ-Magazin-Fastensuppe

Für 12–15 Portionen: 250 g Hülsenfrüchte mit 250 g Dinkel und 4 l Wasser (oder Gemüsebrühe) einige Stunden einweichen. Je 2 geschälte Zwiebeln und Knoblauchzehen zugeben, weich kochen, pürieren – je nach Geschmack ganz fein oder etwas gröber. Abkühlen, bei Bedarf portionsweise mit frisch geschnittenem Gemüse 10 Minuten kochen, mit Salz und Pfeffer leicht würzen. Nach Wunsch mit Olivenöl beträufeln oder mit frisch gehackten Kräutern bestreuen.