In meiner frühesten Kindheit wurde mir eine Geschichte vorgelesen, die ich leider nur noch ansatzweise nacherzählen kann. Protagonist war ein Junge, der sich wohl ungern Hals und Ohren wusch. Das Buch war bereits damals nicht neu, was man an der Forderung »den Hals waschen« erkennt. Dass der Hals besonders schmutzig sein soll, schien mir schon als Kind unlogisch. Aus den ungewaschenen Ohren des Jungen wuchs jedenfalls eines Tages eine richtige Pflanze. Meine Erinnerung macht mir vor, dass es sich um eine Hängegeranie handelte. Wobei der Einsatz des Wortes Hängegeranie in einem Kinderbuch nicht plausibel scheint. Es könnte also auch eine Erbse gewesen sein. Diese Wendung löste bei mir einen süßen Schauder aus (heute auch noch). Pädagogisch war das Buch kein Erfolg: Die Aussicht, eine Pflanze aus dem Ohr hängen zu haben, wirkt auf Kinder nicht sehr abschreckend. Als Erwachsener hingegen würde ich ein Blumendekolleté bevorzugen, wie es hier aus dem Blazer wächst.
Foto: Thomas Albdorf