Herr van Gemmeren, Ihr Unternehmen »Made-by« schreibt Reiseberichte für Kleidungsstücke. Was heißt das?
Mit einem Nummerncode auf dem Pflegeetikett können Kunden im Internet die Entstehung ihres Kleidungsstücks zurückverfolgen – den ganzen Weg vom Laden bis zum Baumwollfeld.
Woher nehmen Sie die Informationen?
Sie sind ein Teil unserer Arbeit: Wir helfen Modefirmen, ihre Produkte nachhaltiger herzustellen, indem wir Lieferanten von Biobaumwolle vermitteln und Betriebe empfehlen, die das Rohmaterial umweltschonend weiterverarbeiten. Und wir passen auf, dass die Arbeitsbedingungen stimmen. Das heißt: anständige Löhne, keine Kinderarbeit. Aber es gibt ja nicht nur Kleidung aus Baumwolle.
Richtig. Bisher können wir eine vollständig nachhaltige Produktion nur mit Baumwolle garantieren, demnächst wird das auch für recyceltes Polyester möglich sein.
Kann man sich bei Ihnen auch ein gutes Gewissen kaufen?
Nein. Wir veröffentlichen Zahlen und Bewertungen. Wer mit Ökomode sein Image verbessern will, wäre schnell entlarvt.
Kommen nicht nur Firmen zu Ihnen, die sowieso schon öko sind?
Wir arbeiten jetzt mit etwa dreißig Marken, von Babykleidung bis zum Modelabel »Edun« von Bono, dem Sänger von U2. Gerade führen wir Gespräche mit C&A. Wenn dieses große Unternehmen nur einen Teil seines Sortiments nachhaltig produzierte, würde man damit mehr Menschen erreichen als mit der ganzen Kollektion eines Naturtextilherstellers.
Viele Kunden schreckt der höhere Preis von Ökomode ab.
Ich habe Produktionsstätten in Sri Lanka besucht, dort kosten T-Shirts in der Herstellung 1,50 Euro. Mit Biobaumwolle läge man ungefähr bei zwei Euro – das ist kein entscheidender Unterschied.
Welches Ziel haben Sie?
Wenn in zehn Jahren der Anteil an nachhaltiger Mode bei zehn Prozent liegt, hat sich meine Arbeit gelohnt.Klingt bescheiden. Oder utopisch – zurzeit liegt er bei 0,3 Prozent.
Ulrich van Gemmeren, 54, ist Geschäftsführer von »Made-by«, einer Initiative der Entwicklungsorganisation Solidaridad.
Illustration: Jeanne Detallante