Der Tod im Wohnzimmer

Wir stellen Ihnen jede Woche junge, talentierte Fotografen vor. Diesmal: Rafal Milach zu Besuch bei osteuropäischen Tierpräparatoren.

Name: Rafal Milach
Geboren in: Normal 0 21 18. März 1978 in Gliwice/ Polen
Ausbildung: Akademie der Künste, Katowice/ Polen
Website: www.rafalmilach.com

Herr Milach, nachdem Sie die Serie über Präparatoren in Polen und Tschechien gemacht haben, hat sich Ihre Meinung zu diesem Beruf geändert?
Nicht wirklich. Das ist immer noch ein anderer Planet für mich. Ich kann die Leidenschaft von Präparatoren, Tiere zu töten, nicht verstehen. Die meisten von ihnen sind Jäger. Ich bin Fotograf. Für die ist ein Tier bereits ein lebloses Objekt, bevor es überhaupt tot ist. Da ist nichts Menschliches daran. Du zahlst, dass das Tier umgebracht wird. Und dann, um es auszustopfen. Das ist alles.

Warum haben Sie dem Thema dennoch eine Fotostrecke gewidmet?
Ich fühle mich auf seltsame Weise von ausgestopften Tieren angezogen, visuell. Ich würde mir keines in mein Wohnzimmer stellen, aber ich liebe es, diese gefälschten, gruseligen Wesen zu fotografieren. Ich hab mich immer schon dafür interessiert, Verwandlung in unterschiedlichen Kontexten darzustellen, diesen seltsamen Zustand zwischen Leben und Tod.

Meistgelesen diese Woche:

Präparation hat immer etwas zu tun mit der Übermacht des Menschen und – wenn auch auf skurrile Weise – mit einer Liebe zu Tieren, die auf diese Weise am Leben gehalten werden. 
Das ist wahrscheinlich mit ein Grund, warum ich mich für das Thema interessiert habe: um zu verstehen, warum sich Menschen so etwas zulegen. Leider hab ich bis heute keine Antwort darauf. Jäger zum Beispiel wollen die Tiere, die sie selbst erlegt haben, an der Wand hängen sehen. Da geht es ganz stark um Dominanz. Einmal war ich zu Besuch in einem Sommerhaus eines Jägers. Hunderte von toten Tieren hingen an den Wänden, lagen am Boden rum oder auf dem Sofa, einige dienten als Dekoration für die Hausbar. In der Mitte der Halle war ein Esstisch aufgebaut, fertig gedeckt für die Gäste, die kurz danach eintrafen. Ich könnte in dieser Szenerie definitiv kein Steak essen. Aber der Hausbesitzer hatte da wohl einen etwas anderen Standpunkt.

Wie stark beeinflusst Ihre Herkunft Ihre Fotografie?
Sehr stark. Ich arbeite viel in russischsprachigen Ländern. Ich mag Osteuropa, dieser Teil der Welt ist unglaublich faszinierend. Ich kann komplett ehrlich sein, wenn ich Geschichten von dort erzähle, weil sie auch meine Geschichten sind. Das ist meine Erfahrung und da muss ich niemandem etwas vormachen.