Name: Franziska von Stenglin
Geboren: 1984
Ausbildung: University of the Arts London
Website: www.franziskastenglin.com
Die Menschen auf Ihren Bildern sind Ihre Verwandten, oder?
Ja, Verwandte und Freunde aus dem Umfeld. Ich habe vor Jahren alte Familienfotos und Negative aus dem Besitz meiner Großmutter gefunden. So wie viele Vintage-Fotografien hatten sie etwas Magisches, eine sehr anziehende Wirkung auf mich. Erst mal habe ich große Kontakt-Abzüge gemacht und mich dann gefragt, was passiert, wenn man den Archiv-Aufnahmen neue Fotografien entgegensetzte. Sie haben aber nicht einfach schon existierende Familienfotos aus der jüngeren Zeit genommen...
Nein. Ich bin an Orte gereist, an denen meine Großmutter aufgewachsen ist, und habe Freunde und Familie fotografiert.
Eine Besonderheit Ihrer Fotos ist - wie Ihr Nachname schon andeutet - die adelige Abstammung der porträtierten Personen...
Dieses Projekt ist auch eine Auseinandersetzung mit meiner Familiengeschichte. Es ist interessant, zu sehen, wie wenig sich eigentlich verändert hat in der Zeit zwischen den historischen und den aktuellen Aufnahmen. Gleiche Werte, Beständigkeit, Traditionsbewusstheit sind Ihnen wichtig und das drückt sich unter anderem aus in Gesten, Kleidung und Aussehen der Menschen und Orten, die auf den Diptychen zu sehen sind. Ich habe bewusst damit gespielt, damit der Betrachter nicht immer sofort erkennt, welches das alte und welches das neue Foto ist.
Wie war die Resonanz auf die Fotos bei den Verwandten?
Einige hatten Schwierigkeiten, auszublenden, dass sie Personen auf
den Bildern kennen, aber es hat ein wenig gedauert, den künsterlischen Aspekt darin zu sehen. Resonanz? Eigentlich waren die Reaktionen sehr positiv. Meine Großmutter war sehr stolz, es hat sie gefreut, dass sich jemand so mit ihrer Familie beschäftigt. Das Foam-Museum in Amsterdam hat in seinem Magazin darüber berichtet, daraufhin habe ich eine Einladung des New York Times Magazine und New York Magazine erhalten, dort mein Portfolio vorzustellen.
Ihre Fotostrecke trägt einen sehr langen, ungewöhnlichen, ja niedlichen Namen: Uncle Bobbel, Aunt Muck and the Wood Goose (Onkel Bobbel, Tante Muck und der Auerhahn). Wie kommt man auf so einen Arbeitstitel?
Im Entstehungsprozess habe ich meiner Großmutter erste Aufnahmen gezeigt. Auf einem der historischen Fotos hält ein Mann einen Bilderrahmen mit dem Foto einer Frau, daneben steht ein ausgestopfter Auerhahn. Meine Oma hat mir die Geschichte zu diesem Bild erzählt - wie sich Onkel Bobbel in Tante Muck bei der Auerhahnjagd verliebt hat. So kam ich auf den Namen.