Sagen Sie jetzt nichts, Christian Berkel

Ein Interview, in dem der Schauspieler nichts sagt und doch alles verrät.

Herr Berkel, spielen Sie eigentlich gern Nazis?
Ruft die Parole Ich bin stolz, ein Deutscher zu sein in Ihnen immer noch ein kulturelles Unbehagen hervor?
In Deutschland streitet man sich gern über Begriffe wie Heimat, Identität oder Elite. Sind diese Diskussionen nicht überflüssig?
Ihre Familie ist zu einer Hälfte jüdisch. Wie reagieren die Verwandten, wenn Sie auf der Leinwand das Hakenkreuz tragen?
Ihre Söhne Moritz und Bruno sind neun und fünf Jahre alt. Haben Sie mit den beiden schon mal über Auschwitz gesprochen?
Haben die beiden Sie schon mal gefragt, warum Sie bei der Arbeit so oft eine Uniform tragen?
In den vergangenen Jahren sind viele Führer-Parodien gedreht worden. Darf man Hitler eigentlich lustig darstellen?
Sie gelten als sexy Typ. Das muss wohl an der Glatze und den blauen Augen liegen. Oder haben Sie vielleicht noch ein Geheimnis?
Mit 19 Jahren spielten Sie schon eine kleine Rolle im Ingmar-Bergman Film Das Schlangenei. Welche Erinnerung haben Sie an Bergman?
Rossini, König von St.Pauli, Die Äffäre Semmeling. Sie haben überall mitgewirkt. Trotzdem sind Sie (noch) nicht der große Star. Liegt Ihnen der Auftritt auf dem roten Teppich nicht?
Armin Müller-Stahl verkörperte in Hollywood auch oft den bösen Deutschen. Er lebt ja wie Sie in Berlin. Haben Sie ihn schon mal gefragt, wie man sich dessen entziehen könnte?
Über den Film Valkyrie ist auch viel gesprochen worden, der Starttermin mehrer Male verschoben. Wie sehr hat es Sie beschäftigt, dass Tom Cruise der Scientology angehört?

Name: Christian Berkel
Geboren: 28. Oktober 1957 in Berlin
Beruf: Schauspieler
Ausbildung: Film- und Fernsehakademie Berlin
Status: Einer wie Armin Mueller-Stahl Es ist bisher vielleicht nicht jedem aufgefallen, aber Christian Berkel ist ein internationaler Leinwandstar. Seine Paraderolle: Nazis in Uniform. Im Jahr 2004 spielte er in Der Untergang den Stabsarzt Ernst Günther Schenck und erhielt dafür einen Bambi. Es war der Beginn seines Aufstiegs als Darsteller des Dritten Reichs: Erst trat er in Paul Verhoevens Weltkriegsdrama Black Book auf, dann engagierte ihn Tom Cruise für den Film Walküre; Spike Lee holte ihn für das Weltkriegsepos Das Wunder von St. Anna, und erst kürzlich rief Quentin Tarantino in Berlin an: Berkel soll in seinem neuen Streifen Inglorious Bastards mitmachen – natürlich wieder als Nazi. Berkel ist Deutschlands neuer Hollywood-Exportschlager. Nur an seiner Rollenauswahl könnte er noch ein bisschen feilen.

Fotos: Alfred Steffen

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