»In 63 Jahren habe ich nur zwei Auftritte abgesagt«

Ihr letztes großes Interview gab die legendäre Entertainerin Caterina Valente im Frühjahr 2003 dem SZ-Magazin. Sie erzählt darin von ihrem weltumspannenden Erfolg, dem prägenden Einfluss ihrer Mutter, den Begegnungen mit zahlreichen Größen des Showgeschäfts – und der Traurigkeit, die sie manchmal überfiel.

Avanti, avanti – Caterina Valente 1959 in einem Tonstudio in Mailand.

Foto: Bear Family Records

Gerade ist bei Bear Family eine Vier-CD-Box mit dem Titel Personalità erschienen, die sämtliche italienischsprachigen Aufnahmen von Caterina Valente aus den Jahren 1959 bis 1966 enthält. Als ich die Box sah, musste ich an das lange Interview denken, das ich im Frühjahr 2003 zusammen mit Martina Koch mit Caterina Valente führen konnte und das am 16. Mai 2003 im SZ-Magazin veröffentlicht wurde. Da Caterina Valente inzwischen nur noch ausgesprochen selten Interviews gibt und da dieses Gespräch bisher nicht online zu finden war, habe ich mich entschlossen, es nun ins Netz zu bringen.

Dem Gespräch lag zum Teil die Motivation zu Grunde, das in Deutschland vorherrschende Image von Caterina Valente zu korrigieren. Hierzulande gilt sie immer noch als Schlagersängerin – tatsächlich war sie ein Weltstar mit einer in vielerlei Hinsicht einzigartigen Karriere. Hier ein paar Eckdaten: Sie nahm über 1500 Songs in 13 Sprachen auf, sie war jahrzehntelang in den USA erfolgreich und trat dort mit Top-Stars wie Bing Crosby, Dean Martin und Louis Armstrong auf, als erste Künstlerin machte sie die Bossa Nova außerhalb von Brasilien populär, sie tourte durch Dutzende von Ländern inklusive Uruguay und der UdSSR. Besonders fasziniert hat mich stets auch die Tatsache, dass sie bereits 1939, als Achtjährige, zum ersten Mal im Fernsehen auftrat. Das war zu einer Zeit, als es noch gar kein regelmäßiges Fernsehprogramm gab, sondern nur ab und zu Sendungen ausgestrahlt wurden, um das neue Medium zu testen.

Zum Teil lag dieser Ausnahmekarriere natürlich Valentes Talent zugrunde, mindestens genauso wichtig waren jedoch ihr überragender Arbeitsethos, ihr Ehrgeiz, ihr Fleiß und ihre Bühnenhärte. Wie sie auch im Interview erwähnt, kommt sie aus einer alten Artistenfamilie, und schon als Kind war es für sie ganz normal, zehn Stunden am Tag zu proben. Jahrzehntelang absolvierte sie ein Pensum, unter dem heutige Stars wahrscheinlich schnell zusammenbrechen würden; erst 2003, nach über 60 Jahren auf der Bühne, beendete sie schließlich ihre Karriere.

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Caterina Valente kommt aus einer Zeit, als die Popkultur noch als Showbusiness firmierte. Seit Bob Dylan und den Beatles machen die Künstler sich selbst und ihre Gefühle zum Thema – so etwas war Caterina Valente fremd, ihr Metier war stets die Unterhaltung. Lange war es im Pop üblich, auf diese Musik herabzublicken, doch wie unzeitgemäß diese Haltung inzwischen geworden ist, sieht man auch an der Personalitá-Box.

Die hier enthaltenen Titel wurden nicht in einem mühsamen Kreativprozess der eigenen Inspiration abgerungen, sondern mit einer inzwischen gefährdeten Professionalität aufgenommen. Man traf sich vormittags für zwei Stunden in einem Studio oder Saal mit guter Akustik, ein Orchester war zugegen und ein Produzent, der die Songs ausgewählt hatte. Alle bekamen die Noten, und nach einer kurzen Probe drückte der Toningenieur den Aufnahmeknopf. Auch wenn manche Titel auf der Box inzwischen Patina angesetzt haben, beindrucken generell das hohe musikalische Niveau und das oft exzellente Songwriting; Höhepunkt der Box sind dabei sicherlich die Bossa-Nova-Aufnahmen mit Antonio Carlos Jobim und Luiz Bonfà.

Auf Caterina Valentes Webseite habe ich einen Brief an ihre Fans gefunden, den Sie im November verfasst hat. »Ich erfreue mich bester körperlicher und geistiger Gesundheit«, schreibt sie und lässt gleichzeitig durchblicken, dass sie nicht vorhat, ins Rampenlicht zurückzukehren. Auch ihren 80. Geburtstag am 14. Januar kommenden Jahres möchte sie »ganz privat« feiern, denn: »Es ist ja bekannt, dass ich mich seit meinem 70. Geburtstag nicht mehr wirklich für Valente-Geburtstags- oder Jubiläumshows begeistern kann, und das Gleiche gilt für Biografien, Dokumentarfilme, Hommagen und ähnliche Projekte. Das liegt einfach daran, dass im Laufe der Jahre schon viel zu viele dieser Projekte – in Form von Fernseh-, Radio- und Bühnen-Shows, Büchern, CDs, CD-Boxsets und DVDs – produziert wurden!« Basta! Hier nun das Gespräch mit Caterina Valente aus dem Jahr 2003.

Frau Valente, in Ihrer Autobiografie schreiben Sie: »Ich habe mich nie für eine große Künstlerin gehalten.« Sehr bescheiden!
Ich bin nicht groß, nur 1 Meter 65. Nein, im Ernst: Ich bin eine bekannte Künstlerin, auch eine gute Künstlerin - aber groß, das will ich nicht von mir behaupten.

Dann hören Sie mal: Peter Alexander nannte Sie ein »musikalisches Jahrhunderttalent«, ein US-Kritiker schrieb, Sie seien der »größte weibliche Entertainer der Welt«.
Ich freue mich wahnsinnig darüber, das ist alles. Aber ich will Ihnen sagen, wer eine große Künstlerin war: meine Mutter. Maria Valente war das Nonplusultra einer Entertainerin. Als Musikerin, Tänzerin und Clown war sie eine Klasse für sich und seit den Zwanzigern ein Varieteestar.

Sie sind ein echtes Artistenkind.
In siebter Generation. In meiner Kindheit sind wir quer durch Europa gefahren, von Auftritt zu Auftritt. Von klein auf habe ich Artisten bei der Arbeit zugesehen und ihnen alles nachgemacht.

Damals haben Sie zehn Stunden am Tag geübt. Freiwillig?
Ja, das haben wir gern gemacht. Mein Bruder Silvio und ich haben irrsinnig viel geprobt. Meine Mutter hat das unterstützt, aber sie war sehr streng und hat uns öfter auf den Kopf gehauen. Sie hat immer gesagt, ihr seid schlecht, es ist nichts Besonderes, was ihr macht.

1936 hatten Sie Ihr Bühnendebüt, mit fünf Jahren. Danach gab es doch bestimmt ein dickes Lob?!
In all den Jahren hat mir meine Mutter nur zweimal ein Kompliment gemacht: 1972, nach einem Tamburintanz, den Silvio und ich als Bossa-Nova-Nummer gebracht haben. Und 1978 bei Stars in der Manege.

Hätten Sie sich mehr Anerkennung gewünscht?
Nun, so war sie halt. Als ich erfolgreich wurde und das Gefühl hatte, gute Arbeit zu leisten, war es manchmal schlimm, wenn die Mutter gemeckert hat. Doch als Kind hat mir das nichts ausgemacht, da überwog der Spaß am Proben und Auftreten. Meinen ersten Auftritt fand ich irrsinnig lustig. Ich durfte Sonntagnachmittag zur Kaffeeklatsch-Vorstellung auf die Bühne, um ein Menuett zu tanzen. Die alten Damen im Publikum haben sich totgelacht. Ich war ganz dünn, Arme und Beine wie Spaghetti.

Kaum zu glauben: Schon 1939 folgte Ihr erster Fernsehauftritt.
Ja, in Rom. Wir haben einen schottischen Tanz getanzt. Noch während des Krieges haben wir in Berlin eine andere Sendung gemacht, im Plaza-Theater. Aber am Tag darauf wurde das Theater von einer Bombe getroffen und alles war verloren.

Die Valentes sind in Berlin mehrfach ausgebombt worden und haben die Schlacht um Breslau miterlebt, eine der brutalsten Episoden des Zweiten Weltkriegs. Verfolgen Sie diese Erinnerungen?
Man muss nur daran denken, dass man nicht der Einzige ist, der so gelitten hat. Es war Krieg - ich rede nicht gern darüber. Dass wir überhaupt durchgekommen sind, verdanken wir allein meiner Mutter. Wie sie uns zusammengehalten hat, das war unglaublich. Sie hat geschauspielert wie eine Wahnsinnige.

Wie meinen Sie das?
Am Kriegsende sind wir von den Russen festgenommen worden, wir galten als Spione. Mit Güterwaggons wurden wir in ein Lager nahe Odessa gebracht. Hunderte Menschen waren dort interniert, ohne Essen. Meine Mutter ist zum Kommandanten gegangen und hat gesagt: Ich werde für euch und die Gefangenen Theater spielen. Sie sprach gut Russisch, ihr Vater war vor der Oktoberrevolution Zirkusdirektor in Russland gewesen. Und dann hat sie drei Monate lang Theater gespielt. Sie war krank, aber sie hat's geschafft. Sonst wären wir dort im Lager alle verhungert.

Sie war wohl eine sehr temperamentvolle Frau.
Sehr temperamentvoll, aber auch sehr diszipliniert und leistungsfähig. Wie alle großen Artisten. Der Vorhang geht auf und du musst da sein. Aus, fertig.

All das trifft auch auf Sie zu.
Dann habe ich wohl etwas von meiner Mutter gelernt.

1954 nahmen Sie Ihre erste Platte auf – und machten schnell Karriere.
Ja, irrsinnig schnell. Ich habe Schlager gesungen, wie sie die jungen Leute damals hören wollten, exotische Lieder mit einem Hauch von Fernweh. Außerdem konnte ich nicht nur singen, sondern auch tanzen und schauspielern. Nach meinen ersten Hits kam sofort das Fernsehen, dann der Film und ich bin schnell berühmt geworden, auch international.

Es heißt, Sie hätten in zwölf Sprachen gesungen. Welche waren das?
Französisch, Italienisch, Schwedisch, Deutsch, Englisch, Spanisch – das sind die Sprachen, die ich sprechen kann. Jetzt die anderen: Hebräisch, Russisch, Japanisch, Griechisch, Polnisch, Portugiesisch, Holländisch. Oh, das sind ja sogar 13.

Sie waren ein Weltstar, doch in Deutschland kennt man Sie nur als Schlagersängerin. Stört Sie das?
Nein. Meine Produzenten haben das richtig gemacht, der Erfolg gab ihnen Recht. Es stimmt allerdings, dass ich in Deutschland nicht immer die Lieder gesungen habe, die ich wirklich gern hatte.

Auch solche, die Ihnen überhaupt nicht gefallen haben?
Ja, eine ganze Menge. Der Text war oft furchtbar. »Nimm dich in Acht vor der Damenwelt in Chile / In Chile?/ Und zeig ihr nicht deine Gefühle.« Hast du das wirklich gesungen, denke ich heute? Pfui! Schäm dich! Wenigstens habe ich es gut gesungen. Außerdem durfte ich ja nebenbei das machen, was ich am liebsten gemacht habe: Jazz.

Vor kurzem ist die Platte Caterina Valente In New York wieder veröffentlicht worden, eine Jazz-Session von 1957. Swingt verdammt gut.
Ich bin fast in Ohnmacht gefallen, als ich damals im Studio die Musiker getroffen habe – nur große Namen aus der Jazzszene. Jay Jay Johnson, Hank Jones, Charlie Shavers. Arrangeur war Sy Oliver, der schon mit Louis Armstrong und Benny Goodman gearbeitet hatte. Auf diese Platte bin ich sehr stolz. Wer mich für eine Schlagertante hält, sollte sich die mal anhören.

»Die eigene Traurigkeit zu zeigen, das wäre das Schlimmste.«

Nur wenigen europäischen Stars gelingt der Durchbruch in den USA. Warum Ihnen?
Mein erster US-Hit war »Malagueña«, der Titel hatte einen exotischen Sound, den es damals in den USA noch nicht gab. Die haben natürlich gefragt: Wie sieht diese Deutsche aus, die das singt? Sicher so eine große Blonde mit Zöpfen! Als sie mich gesehen haben, waren sie angenehm überrascht. Und als sie gemerkt haben, dass ich tanzen und spielen kann und gern viel arbeite... Ich bin dann 27 Jahre lang drüben aufgetreten. Fernsehen, Tourneen, Las Vegas; dort zum Beispiel im »Desert Inn«, wo ich 1964 vier Wochen lang Topstar war. Im selben Jahr hatte ich sogar eine TV-Samstagabend-Show mit 22 Folgen. Das hat kein anderer Europäer geschafft, glaube ich.

Mit welchen Stars haben Sie denn in den USA gearbeitet?
Bing Crosby, Perry Como, Danny Kaye, Johnny Carson, Sammy Davis Jr., Dean Martin...

...auch Jerry Lewis?
Wir haben nie etwas zusammen gemacht, aber klar, ich kenne ihn. In seinem Programm hatte er eine Caterina-Valente-Parodie, eine große Ehre für mich.

Haben Sie Frank Sinatra getroffen?
Ich war bei einer TV-Aufzeichnung, die Sinatra mit Ella Fitzgerald und Antonio Carlos Jobim gemacht hat. Michael Pfleghar führte Regie, er wollte uns vorstellen. Leider wurde nichts draus.

Haben Sie dort Ella Fitzgerald kennen gelernt?
Nein, Nelson Riddle. Mit Ella war ich schon lange befreundet, seit 1955. Sie war zu Gast in der Colgate Comedy Hour, der allerersten US-Fernsehsendung, in der ich aufgetreten bin.

Und Antonio Carlos Jobim, der Erfinder der Bossa Nova?
Wie ein Bruder! Ich habe ihn in den Sechzigern auf einer Brasilien-Tournee kennen gelernt. Ich war die erste Sängerin, die Bossa-Nova-Lieder in die USA gebracht hat, und habe meiner Plattenfirma vorgeschlagen, ein ganzes Album damit zu produzieren - leider waren die Chefs dagegen. Ein Jahr später hatte meine Freundin Astrud Gilberto dann einen Riesenhit mit Jobims »The Girl From Ipanema« und die große Bossa-Nova-Welle brach los.

USA, Europa, Brasilien - war Ihre Show in jedem Land unterschiedlich?
Ich hatte zwar überall die gleiche Stimme, aber ich war eine andere Entertainerin.

Warum?
Weil die Mentalität anders ist. Mein Ziel war, die Lieder so zu interpretieren, wie das Publikum sie hören möchte - und nicht, wie ich möchte. Man muss erkennen, was das Publikum von einem verlangt.

In fremden Ländern ist das wahrscheinlich nicht so einfach.
Stimmt. Die Japaner zum Beispiel - die klatschen nicht. Bei meinem ersten Auftritt in Tokio haben nach der ersten Nummer nur drei Leute applaudiert. Ich denke, Mensch, singe ich denn so schlecht heute? Zum Schluss haben sie mich nicht mehr von der Bühne gelassen. So etwas muss man wissen.

Sie haben 1500 Titel aufgenommen und gelten nach Frank Sinatra als Entertainer mit den weltweit meisten Fernsehauftritten. Sehr stressig gewesen?
Nur weil ich schon als Kind so viel geprobt habe, konnte ich das machen. Heute würde das kein Mensch mehr durchstehen. Selbst mir war es manchmal zu viel.

Und Sie sind auf der Bühne zusammengeklappt?
Oh nein! In 63 Jahren habe ich nur zwei Auftritte abgesagt. Was ich meine, ist Folgendes: In den Fünfzigern habe ich gleichzeitig gefilmt und Konzerte gegeben: Vormittags war ich im Studio, dann bin ich in eine andere Stadt geflogen und dort aufgetreten. Monatelang! Nach solchen Strapazen habe ich regelmäßig Schlafkuren in einer Klinik gemacht. Da habe ich Vitaminspritzen gekriegt und zwei Tage durchgepennt. Dann war ich wieder fit.

Der Gedanke, dass Sie Ihren Körper überfordern, kam Ihnen nie? Nö. Ich habe erst kürzer treten müssen, als in den Achtzigern meine Hüften kaputtgegangen sind, wohl vom vielen Tanzen. Jetzt habe ich zwei künstliche Hüftgelenke.

Trotz der ganzen Anstrengung haben Sie stets gelächelt.
Und gelacht! Es hieß immer, das sei zu laut. Man hat mich schon aus dem Kino rausgeworfen, weil ich so laut gelacht habe.

Tatsächlich? Wo wagte man so etwas?
In München.

Wo sonst. Verbarg sich hinter Ihrem Lächeln manchmal Traurigkeit?
Ja, zum Beispiel als meine Ehen gescheitert sind. Auf der Bühne habe ich solche Gefühle nie rausgelassen. Wenn's mir schlecht geht, gehe ich in ein Zimmer, mache die Türe zu und schreie.

Warum tun Sie das nicht vor dem Mikrofon?
Nur wenige Leute verstehen diesen traurigen Satz: »The show must go on«. Es ist schwer, aber es ist so. Das wusste ich schon ganz früh. Die eigene Traurigkeit zu zeigen, das wäre das Schlimmste. Die Leute haben bezahlt, um mich zu sehen - ich muss tun, wofür sie gekommen sind.

Nun gibt es im Jazz ja viele traurige Lieder. Sie hätten Schmerz künstlerisch verarbeiten können.
Ich habe auch traurige Lieder gesungen, Balladen. Aber nicht so viele, das stimmt schon. Ich bin eben ein lebenslustiger Mensch.

Gab es Verehrer, die nachts an Ihre Tür geklopft haben?
Ja, auch Verehrerinnen. Ich habe die Tür stets schnell wieder zugemacht.

Dann haben Sie nie einen attraktiven Fan vernascht?
Das hätten Sie wohl gern! Nein, ich bin eine ruhige Person, the girl next door.

Sie waren zweimal verheiratet, mit dem Jongleur Eric van Aro und dem Komponisten Roy Budd. Hatten Ihre Ehemänner Probleme mit Ihrer Popularität?
Eric nicht. Er war dann ja mein Manager und hat das sehr gern gemacht. Roy? Kann sein, ja. Wir haben 1972 geheiratet, ich war 16 Jahre älter als er. Zu Anfang wollte ich alles aufgeben und mich nur um unseren Sohn Alex kümmern. Aber es hat sich anders entwickelt. Vielleicht wurde er dann etwas eifersüchtig auf mich.

Was macht für Sie einen attraktiven Mann aus?
Das Feuer, das in einem brennt. Das hatten sie beide. Eric als Jongleur und Manager. Roy als Komponist und Pianist. In einen Zahnarzt hätte ich mich bestimmt nicht verliebt! Wie Roy Klavier gespielt hat, das war einfach unglaublich. Das hat mich sehr angezogen.

Woran ist die Beziehung dann kaputtgegangen?
Ich glaube, es war der Altersunterschied. Roy wollte ausgehen, mir war unser Alex wichtiger. Ich bin dann sogar von Lugano nach Los Angeles gezogen, um unsere Ehe zu retten. Roy hoffte, dort Aufträge als Filmkomponist zu bekommen. Ich habe ein Haus in Beverly Hills gekauft, doch alles war ein riesiger Reinfall: Roy liebte mich nicht mehr.

In den vergangenen zwanzig Jahren hat sich das Showgeschäft verändert. Entertainer, wie Sie einer waren, sind Geschichte.
Das stimmt. Okay, der ist schon gut, der Robbie Williams. Einer der wenigen neuen Stars mit Persönlichkeit. Aber was hat er neulich gesungen? Die alten Lieder von Sinatra. Da kauf ich mir lieber Sinatra selbst.

Auch die Varieteekultur, aus der die Valentes kamen, ist am Ende. Bedauern Sie das?
Ein bisschen. Aber nicht sehr. Ich mag es nicht, wenn Leute sagen: Damals war alles besser. Damals war damals, nun ist es vorbei. Wir haben unsere Zeit gehabt.

Klingt nach Ruhestand.
Ich habe erreicht, was ich erreichen wollte. Deshalb habe ich vor drei Jahren aufgehört. Meine Söhne haben gesagt: Um Gottes willen, die Mami möchte nicht mehr arbeiten. Wie soll das gehen, die Mami ohne Bühne? Ich habe dann zum ersten Mal in meinem Leben vier Wochen Urlaub gemacht. Ich fand es wunderbar.