Fettes Essen macht müde. Deswegen servierten Fluggesellschaften gern Fleisch mit Soße und Kartoffeln – müde Passagiere sind bequeme Passagiere. Jetzt sind Fluggesellschaften anscheinend mutiger geworden oder sie fürchten sich vor anspruchsvoller gewordenen Kunden, jedenfalls setzt man inzwischen auf leichtes Essen, und wer was auf sich hält im Passagierbeförderungsgewerbe, der braucht unbedingt auch einen Starkoch als Berater. Sogar die Deutsche Bahn macht da jetzt mit: Im Juni versorgte die österreichische Sterneköchin Johanna Maier die Bordrestaurants des ICE mit einigen Rezepten.
Den größten Aufwand betreibt seit je Singapore Airlines (SIA): 35 000 Bordmenüs werden jeden Tag in Singapur gekocht, weitere 25 000 liefern fünfzig Caterer weltweit zu – neben den Drei-Sterne-Köchen Gordon Ramsay aus England und Georges Blanc aus Frankreich denken sich sieben weitere Maîtres aus allen Kontinenten zweimal im Jahr neue Rezepte aus. Ein Team um den deutschen Koch Hermann Freidanck testet sie in einer eigenen Druckkammer. Denn auf 10 000 Meter Höhe muss wegen geringerer Luftfeuchtigkeit alles etwas stärker gewürzt, Soufflés können nicht aufgewärmt werden und ein dreistöckiger Hamburger bliebe im Flieger auf keinem Teller stehen. In aller Regelmäßigkeit taucht die Idee auf, einen eigenen Bordkoch mitfliegen zu lassen. Bisher rechnete sich der Vorschlag allerdings nicht. Für ihre hundert Maschinen bräuchte SIA allein 300 Köche. Neben SIA ist auch Quantas für tolle Menüs bekannt.
Grundsätzlich isst man aber auf allen Strecken besonders gut, die hart umkämpft werden, Europa – New York etwa, wo sich derzeit British Airways und Air France gegenseitig die Passagiere abjagen wollen. Langfristiges Ziel aller Fluggesellschaften dürfte wohl sein, die Frage: »Zum Italiener oder Chinesen?« zu ersetzen durch: »Zu Singapore Airlines oder Lufthansa?«
(Foto: AP)