Die Worte hinter dem Kreuz

Seit dem allerersten SZ-Magazin im Jahr 1990 fand sich in jedem Heft »Das Kreuz mit den Worten«. Mal ist das Rätsel schwerer, mal leichter – und einmal ermittelte wegen eines Lösungsworts sogar der Staatsanwalt. Aber wie kommt unser Rätselmacher nur jede Woche auf die vielen Umschreibungen? Hier erklärt CUS höchstpersönlich, wie das Rätsel entsteht.

Illustration: Nishant Choksi

Gute Tage, schlechte Tage

Löserbriefschreiberin Laura S. aus Freiburg befindet, das Rätsel sei mal wieder zu schwer gewesen. Drei Tage lag das Heft aufgeschlagen auf dem Küchentisch in Freiburg, trotzdem seien erst 80 Prozent gelöst. Liebe Laura: Es werden wieder andere Tage kommen. Zum Rätsel gehören schließlich zwei: Der Rätselmacher, der mal einen guten, mal einen schlechten Tag erwischt. Und die Rätsellöser, die mal einen guten, mal einen schlechten Tag haben. Wenn eine gute Tagesform von mir sich mit einer guten Tagesform von Ihnen paart, dann haben wir es perfekt getroffen. Nur für alle Zeiten versprechen kann ich das leider nicht.

Lichte Momente

Meistgelesen diese Woche:

Es gibt Tage, nein, Stunden, besser: Minuten, bei denen die Gedanken nur so sprudeln, eine Idee ergibt die nächste, die Geniestreiche scheinen mir aus der Feder zu fließen. »Weiter, weiter!«, sage ich mir dann, in fiebernder Hast geht es dahin. Trance könnte man sagen, Flow nennt man das heute. Der französische Philosoph Pascal nannte es: feu (Feuer). Das gefällt mir am besten und kommt der Sache in meinen Augen am nächsten. Doch wie selten sind solche Momente und, mehr noch, wie kurz! Für drei, vier, vielleicht fünf Fragen mag das feu reichen, dann verlöscht die Flamme, aus, vorbei. Immerhin: Es gibt diese lichten Momente. Meist tut es auch eine Etage tiefer: Ein paar gute Einfälle befeuern die nächsten guten Ideen. Wie man in diesen Zustand kommen kann? Zwingen kann ich die Ideen nicht. Doch ich kann sie einladen, zu kommen. Ob sie dann auch wirklich kommen, ist nicht gesagt. Auf jeden Fall muss ich die Umstände ausschalten, unter denen sie nicht kommen. Am besten also ein paar günstige Umstände herbeiführen, bei denen die Ideen erfahrungsgemäß gerne fließen. Das können bestimmte Tageszeiten sein, bestimmte Orte wie Arbeitszimmer oder Straßencafé, bestimmte Stimmungslagen, das eine Mal hilft besondere Wachheit, das andere Mal besondere Müdigkeit. Jeder muss das selbst für sich herausfinden. Anything goes.

Heute Hirn matsch

Manchmal fange ich mit dem Rätselschreiben an und stelle trotz scheinbar günstiger Umstände nach drei Minuten fest: Heute Hirn matsch. Ich kann die Ideen nicht herbeizwingen. Dann höre ich gleich wieder auf und mache etwas anderes. Dennoch bleibt nach all den Jahren die Zuversicht: Es wird mir noch etwas einfallen und zwar rechtzeitig. Wenn nicht jetzt, dann eben in zwei Stunden. Heute Nacht. Morgen früh. Drei Minuten vor Abgabe. Pressluftgehämmer nebenan? Das hätte mir anfangs als Ausrede gereicht, dass mir nun ganz sicher nichts einfallen könnte. War natürlich Quatsch, eine jugendlich-naive Ausflucht. Es geht mit einem Mordstrummschädel nach der Wiesn. Unschlagbar, au backe, die Wurzelextraktion: Auf dem Zahnarztstuhl hat man eine halbe Stunde eh nichts Besseres zu tun. Ideale Gelegenheit, um die Einfälle fließen zu lassen. Und falls Sie meinen, dass ich Sie quäle, dann wissen Sie nun: Es hat alles seinen Grund.

Von der Lösung zur Frage

Wie entsteht nun das Rätsel Stück für Stück? Zunächst habe ich die fertige Lösung. Das erstaunt Sie, dass ich mit der Lösung anfange und nicht mit der Frage? Es ist wirklich nicht möglich, mit einer Frage anzufangen, von der noch nicht mal ich die Lösung weiß. Nein, ich muss den umgekehrten Weg gehen wie die Löser: Ich arbeite mich von der Lösung zur Frage vor. Vor mir liegt also ein fertig ausgefülltes Rätselgitter. Zu jedem der rund 50 Lösungsbegriffe muss mir nun eine Frage einfallen. Und Sie dröseln das Ganze dann rückwärts wieder auf.

Sorry, ich habe geflunkert. Ich habe jede Menge Fragen gebunkert, für die ich noch gar keine Lösung habe. Die oft cool klingen und für die mir partout keine passende Lösung einfallen will. Beispiel: Das kälteste Gewerbe der Welt? Naja, Eismann vielleicht. Gibt’s den überhaupt noch und geht Eismann als Gewerbe durch? Oder müsste man ihn gar gendern? Bessere Lösung dringend gesucht.

Oft werde ich gefragt, wie ich es denn schaffe, das Gitter mit der Lösung auszufüllen. Viele werden es schon mal versucht haben: Ein fertiges Kreuzworträtselgitter zu erstellen ist eine Kunst für sich. Leider eine Kunst, die seit 25 Jahren schon Computerprogramme beherrschen. Die kennen viel mehr altpersische Gottheiten als ich. Die kennen auch vieles, was ich niemals wissen wollte, wie den längsten Fluss Australiens. Trotzdem: Man merkt einem Kreuzworträtsel deutlich an, ob es von einem Programm ausgespien oder von Menschenhand geschaffen wurde. Beim Kreuz mit den Worten ist es noch eine rein menschliche Leistung, keine Software funkt dazwischen. Leicht macht es das Gitter nicht: Da fransen die Ränder nicht aus, wie es die liebe Konkurrenz vormacht. Da gibt es keine schwarzen Kästchen mitten im Gitter – die wären zwar eine Erleichterung für den Rätselmacher, jedoch eine kleines Ärgernis für die Rätsellöser.

Von der Kladde zur Kiste

Die ersten Einfälle – und häufig die besten - entstehen erschreckend analog. Mit Bleistift in eine Kladde gekritzelt. Funktioniert überall, ohne Akku-Stress und viel schneller, als das auf dem Bildschirm ginge. Vor allem scheint es mir dem freien Fluss der Gedanken förderlicher.

Ein Beispiel:

Foto: CUS

Die Lösungswörter stehen zuerst da und zwar auf der rechten Seite ganz links: SPD, Ara, ESA, Zirkel... Dann wird das Ganze mit ersten Einfällen vollgekritzelt, ob sie nun halbwegs geistreich oder eher schal sind.

Ihnen mag das wie Chaos-Kunst vorkommen, vielleicht ist es das auch. Ordnung? Bürokraten lieben Ordnung, Neues lieben sie eher nicht. Ordnung ist der natürliche Feind des Neuen, der Kreativität. Neues wird kaum aus Ordnung entstehen, sehr viel eher aus Unordnung. Okay, stimmt nicht ganz, denn jede Idee muss ich früher oder später in eine Form gießen, damit sie Gestalt annehmen kann.

Der Bildschirm mit seiner Buchstabenprozession folgt dann früh genug: Das Ganze muss ins Reine geschrieben werden. Die kleinen fiesen Lücken, über die ich auf Papier nonchalant hinweggegangen bin, schreien nun gnadenlos nach Bearbeitung. Ich muss von manchmal drei, vier guten Einfällen für ein Lösungswort einen verwerfen, einen für später archivieren und einen oder zwei für das Rätsel ausformulieren. Zunächst sieht das arg lückenhaft aus. Ein Zwischenstadium (das nicht zur oben abgebildeten Seite aus der Kladde passt) hier:

Foto: CUS

Nach und nach müssen die Lücken nun gefüllt und allzu platte Einfälle entsorgt werden. Dann das ganze Rätsel auf die richtige Länge trimmen. Jeder Schreiber weiß: Lang und ausufernd zu schreiben ist pillepalle. Viel schwieriger ist es, einen Gedanken präzise in wenige Worte zu fassen. Hier sind es nun ganz besonders wenige Worte für eine Frage, manchmal nur ein einziges. Soll nach Möglichkeit noch unterhaltsam klingen. Und genug Hinweise auf die Lösung enthalten, wenn auch nicht zu viele. Im Idealfall soll es wirken, als wäre es locker dahingesagt – so wie die Übung eines Zirkusartisten oder der Tanz einer Ballerina locker und leicht aussehen sollen. Die ganze Mühe, der ganze Schweiß dahinter sollen möglichst nicht durchscheinen. Am Ende steckt in fast allen Fragen, ob es Ihnen so vorkommt oder nicht, eine ganze Menge Hirnschmalz. Wie immer gilt der alte Satz: Kreativität ist 90 Prozent Transpiration und 10 Prozent Inspiration. Wie ist das eigentlich beim Rätsellösen - dreht sich da das Verhältnis um?

Und so steht es dann fertig da:

Foto: CUS

Nesseln oder Italien?

Ach die Assoziationen! Sie und mich plagen gewiss die Lösungswörter, die wenig Assoziationen auslösen oder immer nur die eine. Beispiel: Nesseln. Sich in die Nesseln setzen, fällt einem da ein, sonst wenig. Diese Idee war nach dem ersten Auftauchen der Nesseln im Kreuzworträtsel verbraten und damit verbrannt. Diese Idee ist so nun nicht mehr verwendbar – selbst Rätselmacher haben ein Berufsethos. Beim zweiten Auftauchen der Nesseln wird es deshalb bedeutend schwieriger, noch etwas neues herauszukitzeln ... Na schön, die Brenn-Nesseln gibt’s noch. Und beim dritten Mal? Haben Quallen Nesseln?

Im Prinzip bin ich dankbar für Wörter, die nicht nur eine, sondern viele Assoziationen auslösen. Das lässt mir schließlich viele Freiheiten, ganz im Unterschied zu den Nesseln. Manchmal allerdings überwältigen mich die Assoziationen. Beispiel: Italien. Dazu fällt mir dermaßen viel ein, dass ich 97,5 % wieder aussortieren muss

Denken wie die Kinder

Hochassoziatives Denken – jedes Kind kann das, wenn es erstaunliche Vergleiche zieht. Wir Erwachsenen haben das oft verlernt. Unsere Denkbahnen sind zu sehr eingefahren, wir trauen uns nicht mehr in ungewohnten Bahnen zu denken, und wenn doch, dann schlägt gern die innere Zensur zu, der gegen sich selbst erhobene Zeigefinger.

Die gute Nachricht: Jeder kann wieder lernen zu denken wie ein Kind, jeder kann die Assoziationen frei fließen lassen. Um meine Gedankengänge wieder aufzudröseln ist das vermutlich ebenso hilfreich wie für mich, die Gedankengänge kunstvoll zu verpacken. Man muss nur die Gedanken frei perlen lassen und den gegen sich selbst erhobenen Zeigefinger abschaffen. Einfach? Ja, eigentlich schon.

Ich habe das als Student gelernt, als ich für ein Marktforschungsinstitut in München gearbeitet habe – damals wurden noch Leute von der Straße zu uns ins Studio »gebaggert« (ja, so hieß das). Da galt es etwa die Schachtel einer neuen Zigarettenmarke zu bewerten, die noch gar nicht auf dem Markt war. Die Tabakfirma wollte herausfinden, welches Design wie auf Raucher wirkt. »Wie stellen Sie sich den Geschmack der Zigarette vor?« war eine typische Frage, die wir natürlich nur an Raucher stellten. Die typische Antwort: »Wie soll ich das wissen, ich kenne die Zigarette ja gar nicht.« Bei manchen Leuten war damit Schluss, es war nicht mehr aus ihnen herauszuholen – sie hatten entweder keine Phantasie oder die innere Zensur war zu stark. Ich habe dann eben selbst begonnen, Antworten zu geben, was natürlich streng verboten war, aber sehr effektiv. Erst mal gar nicht so leicht, als Nichtraucher die Ansichten diverser Raucher zu türken, doch mit etwas Übung geht es ganz famos.

Bis heute könnte ich Ihnen einen Vortrag von locker anderthalb Stunden über den mutmaßlichen Geschmack einer Zigarette halten, von der ich nur die Packung kenne und auch die erst seit fünf Sekunden. Einfach anfangen, jede Assoziation ergibt drei weitere, Gedanken perlen lassen, Spaß dran haben, was einem alles einfallen kann. Mehr ist gar nicht dabei. Üben Sie das ruhig mal. Statt einer Zigarettenschachtel tut es auch ein Suppenwürfel oder das Telefonbuch. Einfach anfangen und nicht mehr aufhören. Machen Sie das dreihundertmal und dann heuern Sie beim SZ-Magazin als Rätselmacher an. Okay, ein wenig Fabulierkunst müssen Sie noch mitbringen, das genügt. Und das gewisse Bauchgefühl für den rechten Schwierigkeitsgrad, mehr ist es nicht. Außer vielleicht noch eine klitzekleine Prise Wahnsinn. Da fällt mir ein: Wortspiele aller Art sollten Sie lieben, aber das allein wäre zu wenig, Sie sollten mit den Worten jonglieren können, und darüber hinaus - nun hören Sie mir doch auf!

Hochnotpeinlich

Auch ein Rätselmacher hat durchaus menschliche Anwandlungen: Fehler gehören dazu. Da gab es eine Handvoll nun wirklich peinlicher Fehler. Issos zum Beispiel. Ja das mit dem drei-drei-drei, bei Issos Keilerei, kennt man ja. Alexander der Große verdrosch bei Issos die Perser, also muss Issos in heutigen Iran liegen, klare Sache. So klar, dass ich schlicht vergaß, es nachzuprüfen. Liegt aber in der Türkei, was’n Mist. Oder die Mutter aller Peinlichkeiten: Lärche und Lerche verwechselt, bitte, das lernt man doch in der zweiten Klasse. Mut zur Peinlichkeit braucht es da – an Peinlichkeiten mangelt es nicht, nur am Mut zuweilen.

Wir gehen bis nach Karlsruhe!

Es geschah in einem frühen Kreuzworträtsel Anfang der Neunzigerjahre: Rekrut war das Lösungswort – und was fragte ich? »Auszubildender im Schlachterhandwerk«. Oh weh, da schäumte es. Reservistenverbände, Offiziere a.D. und so weiter und so fort beschwerten sich wegen dieser Impertinenz, dieser Unverfrorenheit; einer zeigt mich wegen Beleidigung und Verunglimpfung an, die Staatsanwaltschaft ermittelte. Ein Freund wies mir den königlichen Ausweg: Nein, nein, ich wollte gar nicht Schlachterhandwerk sagen, alles wäre nur ein Tippfehler gewesen. Eigentlich sollte es »Auszubildender im Schlachtenhandwerk« heißen und das wäre doch wohl nicht ehrenrührig. Soldaten schlagen nun mal Schlachten. Aber nein, ich wollte diese Ausrede nicht, ich wollte das durchkämpfen. In der Strafakte fanden wir die Notiz über einen Anruf aus dem Bayerischen Innenministerium bei der Münchner Staatsanwaltschaft, ob denn in der Sache schon etwas geschehen sei? Ein Politikum also.

Mit einem befreundeten Anwalt malten wir uns den Weg nach Karlsruhe schon genüsslich aus: Das Amtsgericht würde uns verknacken, wir sind ja in Bayern. Dann Sprungrevision zum Bayerischen Obersten Landesgericht wegen Beeinträchtigung der Kunstfreiheit. Das Gericht würde uns vermutlich ebenso verknacken. Und dann ab nach Karlsruhe zum Bundesverfassungsgericht, wo man schon öfter den Kollegen aus Bayern eins ausgewischt hatte. Das würden wir gewinnen!

Der Chefredakteur des SZ-Magazins, gegen den als presserechtlich Verantwortlichen ebenfalls ein Verfahren in dieser Sache lief, zahlte schließlich eine gewisse Summe und das Verfahren gegen ihn wurde eingestellt. Ich aber wollte es wissen. Half trotzdem nichts, denn die Staatsanwaltschaft, der die Sache offenbar doch etwas peinlich war, ließ das Verfahren gegen mich so lange in der Schublade liegen, bis es, ups, eingestellt werden musste. Hätte das Bayerische Innenministerium nur nochmal nachgefasst! Aus der Traum von Karlsruhe.

Apropos: Was könnte das »Bayerische oberste Landesgericht« sein? Die Gipfelbrotzeit oder die Kasspatzn auf der Enzian-Alm?

Dreihundertmal schneller

Vor ein paar Jahren gab es am Bahnhof lustige Plakate für einen Lieferdienst von Fertiggerichten: Ich will ein Rind von Dir. Oder: Ich bin dir Farfalle. Oder: Wasabi da nur bestellt?! Nette Wortspiele das, mir gefällt sowas. Wie lange die klugen Köpfe aus der Werbeagentur dafür wohl gekreißt haben? Hat sich da ein Dutzend schon dermaßen Kreativer eine Woche auf die Berghütte zurückgezogen und 88 Flaschen Roten geköpft, bis endlich die eine Idee kam? Okay, da bin ich jetzt gemein. Ich wäre ja dreihundertmal so schnell wie die versammelte Agentur. Reine Übungssache: Ein Glas Roten, ein Schuss Wahnsinn dazu, fertig. Spart 87 Flaschen.

Handwerk oder Geniestreich?

Der einzige Testlöser, den ich habe, ist Max Fellmann, Redakteur des SZ-Magazins. Er knackt jedes Rätsel vorab selbst, obgleich ich ihm die Lösung mitschicke. Das schafft er dann immer erstaunlich schnell, immer in unter einer Stunde (ob er zwischendurch mal in der Auflösung spickt, habe ich ihn höflicherweise nie gefragt). Die Krux an der Sache: Max schießt mir in jedem Rätsel mindestens fünf Fragen ab, meist sind es acht, manchmal zehn, und ich muss mir Ersatz ausdenken. Er ist der Einzige, der das darf, egal wie sauer es mich öfter macht. Vor allem, wenn es eine Frage trifft, die ich gut gelungen fand. Vermutlich war mir eben der Gaul durchgegangen, habe ich um allzu viele Ecken gedacht, war die Formulierung nicht politisch korrekt oder schlicht zu unterirdisch. Er hat so recht, das ist ja das Schlimme.

Trotz meiner gelegentlichen Mordgelüste tut er dem Rätsel gut, ach, sehr gut. In wohlgesetzten Abständen entfährt ihm sogar ein Lob für eine meiner Fragen, die fände er gut. Und dann war es nicht immer eine Frage, die ich als besonders geistreich einschätzte; es war eher eine Frage, die ich als gutes Handwerk deklariert hätte, aber kaum als kleinen Geniestreich. Da fällt mir dann die Kinnlade runter und ich denke mir: Die zwei, drei Fragen pro Rätsel, die mir wie kleine Kunstwerke erscheinen, gehen die an Ihnen, geschätzte Löser, vorbei? Mögen Sie vielleicht eher die Fragen, die handwerklich sauber, wenn auch ohne sonderlichen Esprit daherkommen? Ratlos.

Kreuzwortschule: Einworträtsel

Eine Königsform der Verrätselung finde ich die Fragen, die nur aus einem Wort bestehen. Damit ist sozusagen die Waffengleichheit hergestellt: Jede Lösung besteht immer nur aus einem Wort. Und die Frage in diesem Fall auch:

Frage                            Lösung
Elefantenrunde?         Safari
Mikromann?                Ansager (der am Mikrophon)
Einzelweise?                Arie     (die Weise = Melodie)
Gesichtsreinfall?         Straehne

Okay, soweit war das noch ziemlich geradeaus gedacht. Es geht auch um die Ecke:

Alkoholspiegel?          Neige
Lockschuppen?           Angel   (lockt schuppige Fische)
warnen?                       nichttuntun
Skifahrer?                     Lift (fährt Leute mit Ski)

Und noch mehr Ecken:

Schlagzeuger?             Urahn (eines ganzen Menschenschlags)
Umschlagmenge?        Ster (eine bestimmte Menge umgeschlagenes Holz)

Charmant finde ich ganz einfache, aber dennoch irreführende Umschreibungen:

Reicher?                      Arm (einer, der etwas reicht)

Übrigens: Alle Beispiele stammen aus dem gleichen Kreuz mit den Worten vor einigen Jahren, in dem jede der 52 Umschreibungen nur aus einem einzigen Wort bestand. Welcher Teufel mich damals ritt? Ich wollte mal sehen, ob es möglich ist, alle Fragen eines Rätsels auf das maximale Minimum zu reduzieren. Ja, war möglich. War aber nicht ganz leicht.