Eigentlich müsste ich Ihnen recht geben, denn ich bin Befürworter des Rauchverbots in Gaststätten. Es gibt Gegenargumente wie den Wunsch nach möglichst wenig Einschränkung der persönlichen Freiheit. Dennoch plädiere ich dafür, einmal wegen der dort Beschäftigten, aber auch, weil jede andere Regelung stets zu einer Benachteiligung der Nichtraucher führt: Es liegt nun einmal in der Natur des Rauchens, dass zwar Nichtraucher durch Qualm beeinträchtigt werden können, Raucher jedoch nicht durch fehlende Emissionen der Nichtraucher.Zudem schützt Ihr Handeln konkret Menschen. Die Gefahren des Passivrauchens sind inzwischen hinlänglich belegt und die nicht verbreiteten Schadstoffe jeder einzelnen Zigarette, die den übrigen Gäste erspart bleiben, schonen deren Gesundheit. Schließlich zeigen Sie, wie stets gefordert, Zivilcourage. Sie nehmen eine, wie es aussieht, gute Sache selbst in die Hand, und das auf gewaltlose, nicht ungesetzliche, sogar recht einfallsreiche Art und Weise.All das spricht für Ihr Vorgehen und dennoch widerstrebt es mir. Mit Ihrem Kunstgriff nutzen Sie nämlich zur Durchsetzung Ihres Anliegens eine Regelung aus, die ursprünglich gerade ein Nebeneinander von Rauchern und Nichtrauchern ermöglichen sollte. Sie ergreifen zwar lediglich eine Chance, die sich Ihnen bietet, aber das hat etwas von Gesellschaftsinteressen-Schnäppchenmentalität. Schlimmer noch, fasst man die Abgrenzung der Raucher-/Nichtraucher-bereiche als den Versuch einer Waffenstillstandslinie auf, feuern Sie gewissermaßen unter einer weißen Flagge heraus. Der Sozio-loge Niklas Luhmann hat den Begriff »Legitimation durch Verfahren« geprägt. Will man die Freiheit anderer einschränken, kann das gesellschaftlich befriedigend nur in dem dafür vorgesehenen Verfahren geschehen, nicht jedoch durch Tricks.
Die Gewissensfrage
»Beim letzten Besuch unseres Stammcafés waren drei Nichtrauchertische frei, jedoch nur ein Rauchertisch. Nach kurzer Diskussion beschlossen mein Freund und ich, beide Zigarettengegner, den letzten Tisch in der Raucherzone zu besetzen. Unser Motiv war, die Schadstoffe der Raucherzone in Kauf zu nehmen, um durch die Blockade des letzten dort freien Tisches alle Gäste einen Abend lang vor zusätzlichem Rauch zu bewahren. War unser Verhalten ethisch zuträglich oder sollten wir künftig wieder den Nichtraucherbereich aufsuchen?« SARAH C., KÖLN