Daniela Krehl von der Verbraucherzentrale Bayern ist Fachberaterin für das Referat Lebensmittel und Ernährung:
»Lange Zeit hielt sich der Mythos, dass das Trinken von kalten Getränken bei hohen Temperaturen dazu führt, dass der Körper aufgrund von verengten Blutgefäßen überhitzt. Es wurde angenommen, dass der Körper dadurch falsche Signale erhält. Vorsicht: Kälte. Und dass dadurch die Wärmeregulierung hochfährt und der Mensch noch mehr schwitzt. Deshalb galt die Empfehlung, lieber zu warmen oder sogar heißen Getränken zu greifen. Von diesem Standpunkt sind Expertinnen und Experten mittlerweile abgewichen. Es stimmt zwar, dass die Blutgefäße sich beim Trinken sehr kalter Getränke zusammenziehen, die Schlussfolgerung, dass dies zu einer Überhitzung des Körpers führt, trifft allerdings nicht zu. Die Körpertemperatur erwärmt oder kühlt Getränke automatisch nach dem Trinken. Was aber passieren kann: Ist das Getränk wirklich eiskalt, gelangt es sehr schnell vom Magen in den Dünndarm und kann so zu Durchfall führen. Empfohlen wird mittlerweile eine Getränketemperatur zwischen 5 und 10 Grad Celsius.
Als Argument für heiße Getränke wird in dieser Debatte häufig angeführt, dass man in südlichen Ländern auch bei hohen Temperaturen Tee trinkt. Das stimmt zwar, aber dieser ist dann meistens gar nicht heiß, sondern körperwarm. Zudem hängt das mit der schlechten Trinkwasserqualität in manchen Regionen zusammen. Das Wasser muss abgekocht werden, um Keime abzutöten, die sonst zu Magen-Darm-Infektionen führen. Unser genereller Flüssigkeitsbedarf liegt, für alle, die einer Bürotätigkeit nachgehen, bei etwa zweieinhalb Litern. Da wir aber auch einen gewissen Anteil an Flüssigkeit durch unsere Nahrung aufnehmen, müssen wir lediglich etwa eineinhalb Liter trinken. Wer bei hohen Temperaturen körperlichen Tätigkeiten nachgeht, dessen Wasserbedarf kann sogar auf fünf bis sechs Liter ansteigen. Schwitzen wir stark, verlieren wir dadurch nicht nur Flüssigkeit, sondern auch wichtige Nährstoffe wie Calcium, Kalium und Magnesium. Diese lassen sich über Mineralwasser oder eine Apfelschorle gut wieder aufnehmen.«