Tobias Bielenstein leitet die Geschäftsstelle des Arbeitskreis Mehrweg und ist Sprecher der Genossenschaft Deutscher Brunnen:
»Das Mehrweg-System hat bei Bierflaschen Tradition und existiert bereits seit über 100 Jahren. Bier wird fast überall in Deutschland gebraut. Ein Bier in einheitlicher Flaschengröße trinken wir in der Regel an einem Abend aus; so landet die Flasche relativ schnell wieder in der nächstgelegenen Brauerei und kann erneut befüllt werden. Gleiches gilt für Mineralwasserflaschen.
Bei Wein sieht das anders aus und aus mehreren Gründen ist die Struktur für ein Mehrwegsystem nicht gegeben. Zum einen existieren keine einheitlichen Flaschen; so kommt beispielsweise der flache und rundliche Bocksbeutel in Franken zum Einsatz und die Schlegelflasche mit dem langen Flaschenhals an der Mosel. Und dort liegt schon das nächste Problem: Wein wird im Gegensatz zu Bier nur in bestimmten Gebieten hergestellt und in der Regel auch nur einmal jährlich abgefüllt. Hinzu kommt, dass viele Winzerbetriebe in kleineren Chargen produzieren und dementsprechend kleine Abfüllanlagen besitzen. Innerhalb eines Anbaugebiets existieren allerdings im kleinen Maßstab Pfandsysteme: Beispielsweise zwischen den Winzerinnen und Winzern und der Gastronomie, wo pro Weinflasche ein Pfandbetrag von drei Cent anfällt.
Wir konsumieren allerdings nicht nur Wein aus dem nächstgelegenen Anbaugebiet, sondern generell am liebsten aus der ganzen Welt. Besonders guter Wein wird zudem über längere Zeit in Kellern gelagert. Das entspricht nicht dem Sinn einer Mehrwegflasche, denn diese soll möglichst schnell wieder in den Umlauf gebracht werden. Momentan tut sich jedoch einiges, um auch Wein den Weg in ein Mehrwegsystem zu ebnen. So existiert beispielsweise ein Weinimporteur im süddeutschen Raum, der große Tanks aus Italien und Frankreich importiert und den Wein in Deutschland in Mehrwegflaschen abfüllt. Die EU-Kommission plant, dass bis 2030 fünf Prozent des im Handel erhältlichen Weins in Mehrwegflaschen verkauft werden muss, bis 2040 sollen es 15 Prozent sein.«