»Zur Geburt meines Sohnes habe ich viele Geschenke bekommen, einige sind knallbunt oder aus Plastik und gefallen mir gar nicht. Darunter sind auch selbst gestrickte Klamotten, die ich meinem Sohn nicht anziehen möchte, sie sind nicht mein Geschmack. Was mache ich mit den lieb gemeinten Gesten? Sie wegzuschmeißen kann ich nicht mit meinem Gewissen vereinbaren. Ist es okay, sie auf Secondhand-Plattformen zu verkaufen?« Esther H. Frankfurt am Main
Würde ich nicht machen. Ich halte die Gefahr für groß, dass sich auf denselben Secondhand-Plattformen, auf denen Sie inserieren wollen, auch einige der Schenkenden umschauen. Und das wäre fast so peinlich, wie wenn man der Person, die einem mal etwas Grauenvolles geschenkt hat, zu irgendeinem schönen Anlass versehentlich dasselbe zurückschenkt. Also nicht das Gleiche, sondern dasselbe. Das Selbige. Was entweder mir oder jemandem, den ich gut kannte, mal passiert ist. Ich erinnere mich noch an die immense Peinlichkeit, die mich damals überflutete, aber ich weiß tatsächlich nicht mehr, ob sie mir galt oder der Person, die mir diese Geschichte erzählte. Sagen wir so: Es könnte mir passiert sein. Ich bin, wie Sie, jemand, der sich mit Geschenken oft schwertut. Es geht eine große Belastung mit ihnen einher. Natürlich, man will niemandem diktieren: Schenke mir bitte zur Geburt meines Sohnes diese relativ teure, aber qualitativ hochwertige Baby-Strickjacke, die es hier und dort gibt, aber nicht in der kleinsten Größe, sondern gerne schon ab sechs Monate, und bitte auf keinen Fall in der Version mit lustiger Tier-Applikation (was soll das eigentlich immer: diese Kombination Menschenkind und Tier? Jede Wette, würden Tiere Kleidung tragen, dann ganz bestimmt keine mit applizierten Menschenkindern drauf). Aber man will auch nicht das Problem mitgeschenkt bekommen, mit dem Sie gerade zu kämpfen haben: wohin mit dem, pardon, Müll? Manche Geschenke machen einem nur schlechte Gefühle. Je nachdem, ob man zum Behalten oder Entsorgen neigt, Widerwillen oder schlechtes Gewissen.
Mein Vorschlag: Verschenken Sie die Sachen an ein Waisenhaus oder Flüchtlingsheim oder sonst wohin, wo sie jemand wirklich brauchen kann. Denn es ist natürlich ein Luxusproblem, sich über Gaben nicht unweigerlich zu freuen.