Hier, eine Schachtel voller Unaufmerksamkeiten für dich!

Lieblose Geschenke bekommt unsere Leserin oft. Die Krönung war eines mit Lebensmitteln, die sie wegen Unverträglichkeiten gar nicht essen darf. Sollte sie ihre Enttäuschung ansprechen?

Wenn die Freundin mit ihrem Geschenk den Vogel abschießt...

Illustration: Serge Bloch

»Ich bekomme oft lieblose oder unpassende Geschenke. Den Vogel schoss eine sehr gute Freundin ab, die an einem Kerzenguss-Workshop teilnahm. Sie wusste, dass ich mich für Kerzen nicht interessiere. Zu meinem Geburtstag bekam ich von ihr ein Kerzenguss-Set, dazu Sachen zum Essen, die ich alle nicht essen kann wegen ihr bekannter Unverträglichkeiten. Dieses Level an Unaufmerksamkeit hat mich verletzt. Ich dagegen habe schon oft gehört, dass ich eine sehr gute Schenkerin sei. Wie kann ich ansprechen, dass ich lieber nichts bekommen würde als etwas, das ich am liebsten in der Mülltonne sehen würde?« Nina M., Berlin

Ihre Frage hat mehrere Ebenen. Zum einen klingt daraus Enttäuschung über Ihre Freundschaft zur Kerzenlieb­haberin. Das Kerzenguss-Set mag ja noch liebevoll gemeint gewesen sein – sie möchte offenbar eine Leidenschaft mit Ihnen teilen. Ihnen aber wissentlich Nahrungsmittel zu schenken, die Sie nicht essen dürfen, grenzt in seiner kompletten Ignoranz Ihrer Person an Beleidigung. Vielleicht mag diese Freundin Sie in Wahrheit nicht wirklich und sendet, ob bewusst oder nicht, Hinweise. Sollten Sie mal ein bisschen beobachten in nächster Zeit. Es ist ja nicht zwangsläufig so, dass alles, was man Freundschaft nennt, einem für immer guttut.

Das andere Thema ist das Beschenkt­werden. Es taucht in Zuschriften hier so häufig auf, dass sich jemand falsch beschenkt fühlt, dass von einer erschreckend hohen Dunkelziffer an Geschenken ausgegangen werden muss, die beim Beschenkten zu schlechter Laune führen. Das ist schade, aber ein schlechtes Geschenk ist immer noch besser als Diebstahl. Im schlimmsten Fall schmeißen Sie das Zeug halt weg. Oder schenken es weiter. Sie ­haben natürlich die Möglichkeit, sich ­gezielter beschenken zu lassen, doch ab dem Eintritt ins Erwachsenenalter wohnt detaillierten Geschenkbestellungen etwas leicht Unangenehmes bei. Da kann man sich ja gleich Geld aushändigen lassen und selbst losziehen. Aus Ihrer Frage aber klingt noch etwas heraus: ein Gefühl des Ungleichgewichts, weil Sie so besonders gut schenken. Das immerhin haben Sie in der Hand. Fahren Sie die Energie runter, die Sie fürs Schenken aufwenden, und Sie werden sich nicht länger unfair behandelt fühlen. Das möchten Sie nicht? Weil Ihnen Schenken Spaß macht? Sehen Sie, hier ­haben Sie Ihre Antwort: Das größte Vergnügen an Geschenken haben oft die Schenkenden. Seien Sie großzügig, schenken Sie den Schenkenden ihren Spaß.