Engelstrompete mit Teufelskräften

Unsere Leserin entdeckt im Gartencenter eine gefährliche Giftpflanze und warnt die Mitarbeiter vor dem Verkauf. Diese sehen darin aber kein Problem. Wer hat recht?

Illustration: Serge Bloch

»Vor einem Gartencenter entdeckte ich das beein­druckende Exemplar einer Engelstrompete in voller Blüte. Als Intensivkraft habe ich mal zwei junge Männer betreut, die Blüten der Pflanze als Tee getrunken hatten. Nicht nur waren sie völlig außer Rand und Band – sie hatten auch lebensbedrohliche Herzrhythmusstörungen. Ich ging ins Gartencenter und fragte, ob man um die Giftigkeit der Pflanze wisse. Ja, wüssten sie, es gebe viele giftige Pflanzen. Jeder Vorbeikommende kann unbeobachtet und ungehindert Teile der Pflanze pflücken. Muss man da nicht etwas tun? Bin ich hysterisch?« Christa G., Flintbek

Es ist tatsächlich schwer nachzuvollziehen, warum bei einigen Dingen von offiziellen Stellen übervorsichtig gehandelt wird und bei anderen gar nicht. Weil zirka zwei Prozent aller Menschen auf bestimmte Duftstoffe mit Kontakt­allergie reagieren, dürfen Parfümeure sie nicht mehr verwenden, und berühmte Parfüms, die wir an unseren Müttern liebten, riechen, neu gekauft, nur noch wie eine billige Kopie. Dabei könnte man so einfach auf die Flasche den Hinweis schreiben: Allergiker, bitte nicht direkt auf die Haut sprühen. Und dann kann dieselbe Person, die sich, sagen wir, »Mitsouko« von Guerlain nicht mehr in der ursprünglichen Komposition aufsprühen darf, aber an einem Gartencenter vorbeigehen, sich gelangweilt eine über den Zaun hängende Blüte von irgendwas abreißen, versehentlich darauf herumkauen – und, zack, Lebensgefahr. Ohne ein einziges Warnschild. Seltsame Welt. Es ist allerdings auch sehr gefährlich, dass jeder E-Scooter nutzen darf. Oder dass auf dem Berliner Alexanderplatz die Trambahnschienen streckenweise identisch mit dem Fußgängerweg sind.

Was ich sagen will: Es gibt viele Sachen, die gefährlich sind im Leben. Und auch wenn man hofft, dass in diesem Gartencenter nie etwas passiert, so ist eine Welt, in der alle Risiken bedacht und möglichst ausgeschlossen werden, keine, in der ich leben will. Und Sie auch nicht. Nutzen wir also den noch verbleibenden Platz, um darauf hinzuweisen, dass man Teile von Pflanzen, die man nicht kennt, am besten nie in den Mund nimmt. Das sollte man vor allem Kindern sagen. Und was die Engelstrompete angeht, so googele man ihr Aussehen und halte sich von ihr möglichst fern. Die meisten Menschen vergiften sich übrigens bei ihrem Beschnitt. Wenn Pflanzensaft über die Hände auf die Schleimhäute gelangt, kann das schon tödlich sein.