Bitte weniger schenken

Die Tochter einer Leserin bekommt vom Patenonkel den kompletten Führerschein bezahlt. Sie findet: ein übertrieben teures Geschenk. Soll sie etwas dazu sagen?

Illustration: Serge Bloch

»Meine Tochter macht gerade den Führerschein. Ich lebe von ihrem Vater getrennt, er ist für den Unterhalt zuständig. Ich war davon ausgegangen, er würde ihr den Führerschein ­zahlen. Heute sagte sie mir, dass ihr Patenonkel (ein Freund des ­Vaters) ihr den Führerschein zum Geburtstag geschenkt habe (bereits 2500 Euro Vorschuss!). Ich hätte auf jeden Fall uns ­Eltern in der Schenkrolle gesehen. Ich hätte die Tochter wohl an den Kosten beteiligt und ihr klargemacht, dass ich für ­dieses Geld eine Weile arbeiten muss. Ich finde es unmöglich, dass ­der Patenonkel ihr ein so überteuertes Geschenk macht. Die Tochter findet das eigentlich auch, sagt aber ­natürlich nichts. Der Vater traut sich auch nicht. Soll ich etwas sagen?« Anne K., Freiburg

Manche Geschenke muss man einfach annehmen. Ich finde, dieses hier ist so eines. Der Mann, den Sie einst zum Paten Ihrer Tochter bestimmt haben, hat sich dieses Amtes, muss man sagen, als würdig erwiesen. Er nimmt seine Verantwortung ernst. Zum Eintritt in ihr Erwachsenenleben möchte er seiner Patentochter etwas Bleibendes schenken – und ist doch eigentlich auf eine sehr schöne Idee gekommen. Der Führerschein ist etwas Praktisches, von dem sie ihr ganzes Leben lang etwas haben wird. Außerdem ist es eine sehr noble Geste, denn so ein Führerschein ist, Sie schreiben es, verdammt teuer. Auf etwa 2600 bis 3500 Euro belaufen sich die Gesamtkosten aktuell, je nach Bundesland, Fahrschule und Anzahl der Fahrstunden. Das ist obszön viel Geld – vor allem wenn man bedenkt, dass man anschließend selber fahren muss.

Ich glaube aber zu ahnen, was Sie umtreibt. Sie finden das Geschenk deshalb so anmaßend, weil Sie fürchten, dem nichts entgegensetzen zu können. Weil Sie selbst gerne das größte Geschenk machen würden. Es ist ja immerhin Ihre Tochter, die volljährig wird. Ich glaube, es ist nicht selten, dass es nach Trennungen bei einem Elternteil die Angst gibt, mit den eigenen Geschenken gegen die des Expartners, der Expartnerin, möglicherweise auch von Paten oder anderen Verwandten abzustinken, weil die finanziell mehr auffahren können. Aber ein Kind liebt seine Mutter für ganz andere Dinge als teure Geschenke, da müssen Sie sich keine Sorgen machen.

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Schauen Sie mal, eigentlich kommen hier doch eine ganze Menge Vorteile zusammen: Offenbar hat dieser Mensch ziemlich viel Geld. Sollte man ihm nicht die Freude lassen, damit etwas Sinnvolles anzustellen? Ihre Tochter kann einen Führerschein gebrauchen. Und Ihrer Tochter wird bestimmt bewusst sein, dass das ein großes Geschenk ist, da können Sie auf Ihren Einfluss vertrauen.