Wie kündige ich meinem tyrannischen Chef?

Der Chef ist unerträglich und eine Kündigung notwendig – doch wie soll man diese äußern? Unsere Kolumnistin weiß einen Weg, wie es sogar Spaß machen könnte.

Je blöder der Chef, desto mehr Freude kann einem die Kündigung bescheren.

Illustration: Serge Bloch

»Ich arbeite seit knapp zwei Jahren für einen Chef, ­mit dem ich Probleme habe. Er ist respektlos den Mitarbeitern gegenüber, nutzt Meetings, um sich stundenlang bei mir über die Welt zu beschweren … Ich kann es nicht länger ertragen. Ich habe mich nach anderen Stellen umgesehen und werde demnächst kündigen. Mein Problem: Er kann schlecht mit Kritik umgehen. Wie kündige ich eine Stelle im Gespräch mit jemandem, der sich von Kritik gleich persönlich angegriffen fühlt?« Anonym

Sehen Sie es so: Deswegen kündigen Sie ja. Wäre Ihr Chef jemand, der mit Kritik konstruktiv umgeht, seine Mitarbeiter respektvoll behandelt und dessen Umgangsformen Sie schätzen, hätten Sie sich ja nicht nach einer anderen Stelle umgesehen. Insofern können Sie Ihrem Kündigungsgespräch mit Freude entgegen­sehen. Denken Sie sich einfach: Je blöder er ist, desto glücklicher können Sie sich schätzen, ihn bald los zu sein. Genießen Sie alles, was Sie an ihm so unerträglich finden, ein letztes Mal.

Hier dennoch ein paar Tipps, damit Ihr Kündigungsgespräch nicht eskaliert: Sagen Sie eingangs, dass Sie sich die Entscheidung nicht leicht gemacht haben. Danken Sie für die Erfahrungen, die Sie in diesem Job haben machen dürfen. Sagen Sie, dass Sie viel gelernt haben, und noch irgend­etwas Positives, das es in diesem Job bestimmt gegeben hat. Nennen Sie für Ihre Kündigung keinen Grund, der im bisherigen Arbeitsverhältnis liegt, sondern formulieren Sie positiv und nach vorne gerichtet. Sagen Sie, dass Sie sich weiterentwickeln wollen, dass Sie eine neue Herausforderung suchen, möglicherweise wurde Ihnen ein Angebot gemacht, das Sie nicht ab­lehnen konnten. Über Ihre Zukunftspläne müssen Sie nichts verraten. Sollte Ihr Chef einen Wutausbruch bekommen oder sonstwie unsachlich werden, bleiben Sie ruhig. Lassen Sie sich zu nichts hinreißen. Lassen Sie sich nicht auf eine Diskussion ein. Ihre Kritik an ihm behalten Sie für sich. Sie müssen und werden ihn nicht ­ändern und Sie schulden ihm kein Feedback. Erkundigen Sie sich vor dem Gespräch nach den Formalien für eine Kündigung, machen Sie keinen Fehler, was Frist und Form angeht. Achten Sie darauf, dass Ihr Chef nicht schon vor dem persönlichen Gespräch von Ihrer Absicht erfährt. Die schriftliche ordnungsgemäße Kündigung reichen Sie nach. Seien Sie freundlich im Auftreten und im Herzen kühl.