Soll man Maskenverweigerer zur Rede stellen?

Im Geschäft baumelt die Maske eines Kunden unterhalb der Nase herum. Hat man ein Recht, ihn darauf ansprechen, oder kommt man dann als Blockwart oder Petze rüber?

Illustration: Serge Bloch

»Im Drogeriemarkt: Ein Vater, mit Maske deutlich unter der Nase, ging mit seinem Sohn zwischen den Regalen herum. Sollte ich sagen, dass ich es unsozial finde, wenn jemand in einem Geschäft mit Maskenpflicht seine Maske nicht korrekt trägt? Aber ich wollte nicht in die Rolle derer kommen, die andere ermahnen, sich an Vorschriften zu halten. Ich hätte die Marktleiterin gebeten, etwas zu unternehmen, um mich als Kundin zu ›schützen‹, aber ich sah sie nicht, und extra an der Kasse nach ihr zu fragen, erschien mir als ein zu großes Fass.« Juliana M., Ustersbach

Man kann dieser Tage leicht den Eindruck gewinnen, Teil eines riesigen Experiments zu sein, und so ist es wohl auch. Es ist nun mal die erste­ Covid-19-Pandemie der Menschheit. Und wir sind gerade am Leben. Von Land zu Land, Geschäft zu Geschäft, Haushalt zu Haushalt wird das mit den Vorsichtsmaßnahmen anders gehandhabt. In Frankreich etwa darf man keinen Laden betreten, ohne sich am Eingang die Hände zu desinfizieren. Meistens steht da sogar jemand, der das überwacht. Hier­zulande glaubt man weniger an Schmierinfektion denn an Aerosole. Wohl kaum jemand desinfiziert noch die Einkäufe, wie früher, vor wenigen Monaten, als ­neben der Wohnungstür auch noch die Packung Ein­weghandschuhe stand. Mal sehen, wie es weitergeht. Erkenntnisse werden noch gewonnen, die Wissenschaft forscht, es ist alles im Fluss.

In einer größeren Stadt hat man immerhin den Vorteil, sich den Drogeriemarkt aussuchen zu können, mit dessen Corona-Konzept man sich am sichersten fühlt. Vielleicht haben Sie, wo Sie wohnen, keine Wahl. Ich fürchte nur, es gibt auf Ihre ­Frage keine richtige oder falsche Antwort. Sie müssen das aus der Situation heraus entscheiden. Aus Erfahrung lässt sich alles problemlos ansprechen, wenn man den richtigen Ton findet. Man kann ein ­Unwohlsein formulieren, ohne als Blockwart oder Petze rüberzukommen. Man muss nicht mit einem Vorwurf kommen, sondern kann einfach davon erzählen, wie es einem mit der Situation geht. Oder ­Fragen stellen und zuhören. Und wenn einem die Auskunft nicht gefällt, eine Konsequenz ziehen. Erkundigen Sie sich, wann in diesem Laden am wenigsten los ist, und gehen Sie gezielt dann dort ein­kaufen. Schämen Sie sich nicht dafür, vorsichtig zu sein. Man liest beunruhigende Dinge über mögliche Langzeitfolgen, es ist nicht spießig, sich und andere nicht ­gefährden zu wollen.