Die rasende Direktorin

Eine Schulleiterin fährt neuerdings Porsche. Ist das statthaft, fragt unsere Leserin.

Illustration: Serge Bloch

»Unsere Nachbarin ist Direktorin einer Mittelschule. Sie besitzt seit Kurzem einen Porsche 911 Carrera, mit dem sie auch zur Schule fährt. Ist das ein angemessenes Auto für eine Schulleitung, wenn man bedenkt, dass sicherlich ein nicht unerheblicher Teil der Schüler aus sozial weniger privilegierten Schichten kommt? Oder wäre in diesem Fall ein weniger auffälliges Auto für die Fahrt zur Schule angemessen?« Anonym

In unterschiedlichen Kulturen herrschen unterschiedliche Vorstellungen darüber, was man mit seinem Geld machen soll. In der Hip-Hop-Kultur etwa tut man am besten so, als wäre man noch viel reicher, als man ist. Was man hat, zeige man vor, je teurer, desto besser. Und selbst wenn der Ferrari nur geleast ist, fahre man damit mehrmals am Tag mit durchgedrücktem Gaspedal um den Block. Bei uns im vielerorts protestantisch geprägten Deutschland soll es idealerweise folgendermaßen gehandhabt werden: Selbst wenn man seit 300 Jahren ein Viertel seines Monatsgehaltes beiseitelegt, um sich eines Tages den Traum seiner Kindheit zu erfüllen, der, aus welchen Gründen auch immer, ein Porsche 911 Carrera ist, sollte man diesen hierzulande, wenn man ihn endlich abbezahlt hat, besser nur nachts ausfahren, nach gründlicher Prüfung, ob auch wirklich alle Nachbarn fest schlafen, und auch dann ein Schild draufkleben: Nur geliehen! Denn es soll ja niemand nach oben ausscheren. Es sollen alle gleich sein. Die Direktorin einer Schule soll sich ruhig bücken, damit niemand denkt, sie halte sich für etwas Besseres … Tut sie vielleicht gar nicht. Sie findet einfach nur Porsche schick.

Ich weiß, es wäre dies die Stelle, um zu betonen, wie umweltschädigend Autos sind, und das wissen wir ja auch alle, und ich bin auch für ein Tempolimit auf der Autobahn und habe gar kein Auto. Ich möchte mich dennoch dafür aussprechen, dass diese Frau wie alle anderen Menschen so auffällig leben dürfen soll, wie es ihr gefällt. Vielleicht mag sie mit ihrem Porsche einigen Schülern Ansporn sein, es auch mal zu Geld zu bringen, mit dem sie dann ja ­etwas ganz anderes unterstützen können, Lamborghini zum Beispiel (kleiner Witz). Für mich als Schülerin wäre eine Porsche fahrende Direktorin eine Ermutigung gewesen. Sogar eine ohne Porsche, ehrlich gesagt.