Denkmalgeschützt schlafen

Teile des Hauses, in dem sich das Lienzinger Hotel »Nachtwächter« befindet, sind fast 600 Jahre alt. Das tut dem Komfort und Schlafgenuss in den Zimmern aber keinen Abbruch – im Gegenteil.

Der Name kommt nicht von ungefähr: In dem Haus, das heute Hotel und Gasthof ist, wohnte der letzte Nachtwächter Lienzingens.

Aus dem Schlaf zu schrecken, in einem ungewohnten Bett, irgendwo auf Reisen in der Fremde, ist im ersten Augenblick verstörend. Was war das? Wo bin ich? Es dauerte eine Sekunde oder zwei, bis sich die Sinne gefangen hatten. Das war nur das Holz. Ich liege unter Balken, die seit sechs Jahrhunderten eine Stütze sind.

Ich war spät am Abend eingetroffen, der Gasthof war eine Empfehlung gewesen: Wenn mich die Arbeit nach Mühlacker bringt, dann unbedingt im Gasthof »Zum Nachtwächter« im Ortsteil Lienzingen nächtigen. Die Straßen lagen so spät leer, alles wirkte aus der Zeit gefallen, reihenweise Fachwerkhäuser hinter Kopfsteinpflaster. Im Schein seiner Fenster sah der Gasthof aus wie eine Stätte aus einer Märchenwelt. Altes Fachwerk musterte die Fassade, im ersten Stock sprang ein prächtiger Fenstererker vor. Ich trat ein. Ich hatte immer schon in einem Denkmal übernachten wollen.

Das Haus ist der älteste Fachwerkbau im Ort, und auch in allen Orten ringsum: Sein hinterer Teil wurde 1441 in Ständerbauweise errichtet, bei der die stützenden Balken von der Sohle bis zum First durchlaufen. Das prächtige Vorderhaus wurde ein Jahrhundert später gebaut. Die Familie Pfullinger hat das Gebäude, das zur Ruine verfallen war, über Jahre hinweg restauriert.

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Mein Zimmer war eines modernen Hotels würdig, aber aus jeder Bohle sprach das Alter des Hauses. Ich ging vor dem Schlafen eine Weile hin und her, dem Knarren der Dielen nach. Ich hoffe, ich habe niemanden aus dem Schlaf schrecken lassen.

hotelrestaurant-nachtwaechter.de
Zum Nachtwächter
Knittlinger Straße 21
75417 Lienzingen
Tel. 07041/951  10
DZ ab 94 Euro.