In der Londoner Zeitung Guardian war zu lesen: Wer von Oslo gelangweilt sei, habe dort vermutlich drei Tage verbracht. Wer das schreibt, kann nicht an den Wasserfällen des Flusses Akerselva spazieren gegangen sein, kann nicht auf die Wellen des Fjordes geschaut, kann in keine Zimtschnecke gebissen und kein Museum besucht haben. Ich würde gerne 300 Tage in Oslo verbringen.
Für einen Anlass würde ich die Stadt aber jederzeit verlassen: um »The Well« zu besuchen. Das kurz hinter der Stadtgrenze gelegene Hotel hat nach eigenen Angaben das größte Spa aller nordischen Länder. Morgens sitzt man mit Blick auf Kiefern, Fichten und Birken in der Meditationssauna, nachmittags kann man die an Oslos Hügeln müde gelaufenen Beine im Außen-Whirlpool (auf Norwegisch: boblebad) entspannen, abends vom Onsen-Bad die Sterne über der spiegelglatten Wasseroberfläche sehen. Und wer die Norwegerinnen und Norweger nicht vorher schon liebte, liebt sie spätestens nach einem gemeinsamen Aufguss, bei dem auf Bitten der Saunameisterin alle die Augen schließen und schief und laut die Liedzeile »I’m alive« mitsingen.
Weil man das Spa auch als Tagesgast besuchen darf, könnte man abends einfach wieder nach Oslo fahren. Wer das tut, verpasst aber, im Restaurant »Mori« frittierte Artischocke mit schwarzem Knoblauch und Grapefruit zu essen, ein paar Gänge später in das weiche Bett des Hotelzimmers zu sinken und morgens wieder vom rot-goldenen Licht über den Bäumen geweckt zu werden.
The Well
Kongeveien 65
1412 Sofiemyr, Norwegen
Tel. 0047/48/04 48 88
DZ inkl. Spa-Eintritt und Frühstück ab 180 Euro/Nacht