Bedeutungsschwer

Große Steinbüsten erinnern unseren Autor an den bayerischen Ausdruck des »Großkopferten« - und wie immer steckt in diesem Wort eine gewisse Zweideutigkeit.

In London, Geburtsort dieses schönen Mantels, gibt es den Begriff der Upperclass. In Bayern verwendet man das Wort nicht, da nennt man die betreffende Bevölkerungsschicht: die Großkopferten. Das ist eine interessante Wortschöpfung, die, wie bisweilen im Bairischen üblich, Lob und Tadel in einem Wort vereint. Zunächst schwingt Respekt mit, denn wer einen großen Kopf hat, der wird am Alpenrand dafür durchaus bewundert, so ist es bei indigenen Naturvölkern nun mal. Andererseits sind die Großkopferten auch kollektiv trottelig. Das sind schließlich Menschen, denen wahlweise ihr Geld oder ihre Bedeutung sprichwörtlich zu Kopf steigen - so lange, bis dieser Kopf so groß ist, dass sie damit kaum mehr aus dem Fenster schauen können. Ergo: Die Herrschaften haben den Kontakt zum Volk verloren. Aber nachtragend sind die Bayern nicht, die Betreffenden bekommen posthum im Museum einen schönen, extra großen Kopf aus Marmor. Damit man sich immer daran erinnert, was das für einer war.

Denkmalschutz: Trenchcoat aus der September-2017-Kollektion von Burberry.
Foto: Martin Fengel. Herzlichen Dank an das Museum für Abgüsse Klassischer Bildwerke München

Foto: Martin Fengel