Das Beste aus meinem Leben

In Münchner Geschäften (I): neulich im Elektrokaufhaus. Ich stehe vor einem Verkaufstresen. In meiner Nähe steht ein Herr, der sich mit einer Dame auf Englisch unterhält. Dann geht die Dame und der Herr steht etwas unschlüssig vor dem Verkaufstresen herum.Hinter dem Tresen erscheint nun ein junger, sehr großer und unglaublich dicker, pickliger Mann in einem verwaschenen T-Shirt. Er wischt mit der Hand über die Tresenplatte, dann sortiert er mit fahriger Gebärde ein paar Schachteln, darauf wendet er sich dem Herrn zu, der gerade noch Englisch gesprochen hat und nun einige Kartons mit Elektrogeräten neben dem Tresen betrachtet. Und fragt ihn: »Griagn Sie’s scho?« (Was auf Hochdeutsch ungefähr heißt: »Bekommen Sie es bereits?« Oder: »Werden Sie schon bedient?«)Der Herr reagiert überhaupt nicht und schaut weiter die Kartons an.Der T-Shirt-Träger sagt noch einmal und nun mit lauterer Stimme: »Griagn Sie’s scho?«Wieder reagiert der Angesprochene in keiner Weise.Ich sage zum Mann hinter dem Tresen: »Sie, ich glaube, der Herr ist Engländer, er versteht kein Deutsch, nur Englisch, Sie müssen Englisch mit ihm reden.«Hierauf nun sagt der Elektrokaufhaus-Angestellte in Richtung des Herrn: »What do you become?«Erneut: keine Reaktion.An diesem Punkt resigniert unser Mann in seinen Bemühungen um den Kunden mit den Worten: »Wenn er koa Deitsch und koa Englisch net redt , na ko i eam a net häffa.« (Also: Wenn er weder Deutsch noch Englisch spricht, dann kann ich ihm auch nicht helfen.)In Münchner Geschäften (II): morgens beim Bäcker.Seit vielen Jahren gibt es bei meinem Bäcker um die Ecke eine Art großer, länglicher Semmeln, die früher immer irgendeinen Namen hatten, den ich vergessen habe, könnte sein, dass es »Krustis« war – ich habe das Wort nie im Leben über die Lippen gebracht, immer sagte ich: »Zwei von den großen Semmeln dort.«Neuerdings heißen diese Semmeln »Panini«, ein Wort, das ich aber auch nicht benutze, ich weiß nicht, warum, immer noch sage ich: »Diese großen Semmeln da.«Und die Verkäuferin sagt: »Ja, Panini.«»Ja«, sage ich.Aber neulich, ich weiß nicht, warum, ging ich doch in den Bäckerladen und sagte: »Ein Panino, bitte.«»Des san Panini«, sagte die Verkäuferin, eine rundlich-freundliche Dame.»Ein Panino, zwei Panini«, sagte ich und hasste mich für meine Besserwisserei. Aber ich konnte nicht anders, es ist der Lehrer in mir, der deutsche besserwisserische Lehrer. So oft bin ich in Italien wegen meines grauenhaften Italienisch gedemütigt worden, endlich wollte ich einmal Recht haben.Im Übrigen hatte ja nicht ich angefangen damit, sondern die Verkäuferin.»Einzahl, Mehrzahl, wissen Sie«, fügte ich hinzu. »Ein Cappuccino, zwei Cappuccini.«»Na, na, des is a Panini, bei uns is des a Panini«, sagte sie und warf eine von den großen Semmeln in eine Tüte. »Hier hoaßn s’ Panini.«»Hauptsache, sie schmecken!«, sagte ich und zahlte.»Gwiß schmeckan de«, sagte sie und gab mir Kleingeld heraus.Hinter mir hatte ein kleiner dicker Mann mit Halbglatze den Laden betreten. Er trug eine kurze Hose und ein rot kariertes Baumwollhemd.Die Verkäuferin sah an mir vorbei zu ihm und rief: »Ciao, bello!«