In der New York Times las ich, Donald Trump benehme sich wie ein sieben Jahre alter Junge, der nicht stillsitzen könne. Da fiel mir ein, dass man ihn vor der Amtszeit und zu deren Beginn mit einem 13-Jährigen verglichen hatte, dann mit einem Neunjährigen. Nun also sieben. Der Mann ist siebzig. Aber in den Analysen seiner Persönlichkeitsstruktur wird er immer jünger. Wo führt das hin?
Ich finde, man muss die Kinder in Schutz nehmen: Ich kenne jede Menge Sieben-, Neun- und 13-Jährige, denen man bedenkenlos eine größere Zahl von Atomraketen anvertrauen könnte, sie würden damit verantwortungsvoll umgehen. Trump hat mal gefragt, warum man Atombomben habe, wenn man sie nicht benutze. Also, bitte. Kinder an die Macht! Und Schluss mit diesen Vergleichen, das hat unser Nachwuchs nicht verdient.
In der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung ist der Donald mal mit Karlsson vom Dach verglichen worden, das klang erst mal sehr witzig, denn tatsächlich fallen ein paar Parallelen auf, die seltsame Frisur, die Wohnung ganz oben unter dem Dach (wie im Trump Tower), das dick aufgetragene Selbstbewusstsein, die Neigung zu Sätzen, die zum Beispiel »Ich bin der beste Dampfmaschinenaufpasser der Welt« lauten. Aber hat Trump einen Propeller auf dem Rücken? Hat er je ein Bild gemalt und es »Porträt eines sehr einsamen, kleinen, roten Hahnes« genannt? Hatte er irgendwann mal auch nur einen Tag lang einen so netten Freund wie Lillebror? Nein, er hatte nie einen Freund, das ist es ja. Also Schluss auch mit dieser Analogie!
Überhaupt muss man ein bisschen aufräumen mit den Trump-Vergleichen, es gibt ja niemanden auf der Welt, der so oft wie Trump mit irgendetwas oder irgendjemandem verglichen worden ist. Die Leute versuchen verzweifelt zu verstehen, was geschieht. Sie möchten das in Bilder kleiden. Hier ist ein bisschen von dem, was ihnen eingefallen ist: männlicher Schimpanse (das sagte Jane Goodall), Leberfleck, der anfangs harmlos aussah, den man jetzt aber nicht mehr ignorieren sollte (John Oliver, noch vor der Wahl Trumps), Godzilla (T.C. Boyle), »er ist genauso wie ich« (der philippinische Diktator Rodrigo Duterte), ein Autoverkäufer (Robert De Niro), der geistig zurückgebliebene Gärtner aus dem Film Willkommen, Mr. Chance, der die Welt nur aus dem Fernsehen kennt, dann aber zum Präsidentschaftskandidaten wird (so die FAZ). Ach, und was weiß ich noch alles, Hitler, Baron Münchhausen, Kim Jong-un, Nixon, eine Flipperkugel, Mussolini, ein Zirkusclown, ein Schulhofschläger, die Motte Neopalpa donaldtrumpi, Don Vito Corleone …
Jemand hat ihn sogar mit Obama verglichen, unter anderem mit dem Ergebnis, dass Trump in den ersten drei Amtsmonaten 19 Mal beim Golf war, Obama nie.
Im Rolling Stone stand im April eine Riesengeschichte, die sich mit der Frage befasste, ob Trump geisteskrank sei oder nicht. Lance Dodes, ein früherer Harvard-Professor für Psychiatrie, und 34 andere Fachleute hatten einen offenen Brief an die New York Times geschrieben, in dem es hieß, Trump sei eindeutig so gestört, dass er »unfähig zu einer sicheren Ausübung des Präsidentenamtes« sei. Allen Frances, ein anderer früherer Professor für Seelenheilkunde, schrieb einen Gegenbrief: Man dürfe übles Verhalten nicht mit Geisteskrankheit verwechseln. Es sei unfair und eine Beleidigung der wirklich Geisteskranken, sie mit Trump zu vergleichen. Also noch mal: keine Vergleiche mehr, wirklich jetzt.
Es habe in der Geschichte schon Präsidenten mit großen Problemen gegeben, sagte Sean Wilentz, Geschichtsprofessor in Princeton. Aber da sei es um Alkoholismus oder Paranoia gegangen, »psychische Feld-Wald-und-Wiesen-Erkrankungen«. Das hier sei anders. Es gehe es um Loslösung von der Wirklichkeit. »Wir haben so was einfach noch nie gehabt.«