Manchmal beschleicht mich ein leises Misstrauen. Senden meine Leser mir hier wirklich nur ernst gemeinte Fragen oder wollen sie mich manchmal auf den Arm nehmen? Nein, meinte die Redaktion, die Leser des SZ-Magazins seien vertrauenswürdig, für die lege man die Hand ins Feuer. Und überhaupt: Mit der Wirtschaft gehe es zwar aufwärts und der Dollar stehe sehr gut für den Urlauber, aber nicht jeder könne sich alles leisten. Man mache hier Reisehefte mit schönen Seen in fernen Ländern, da entstehe schon ein Druck, weil mancher nun dorthin fahren wolle. Bestimmt hätten sich schon viele Leser diese Frage gestellt, nur nicht einzusenden getraut.Na gut, dachte ich, das wäre ja auch im Sinne des Klimaschutzes, statt des Urlaubers fliegen nur die Postkarten, derweilen wandert er selbst durchs Voralpenland. Gehen wir es deshalb an.
Was kann Ihnen Unbehagen bereiten? Dass Sie Ihre Umgebung beeindrucken wollen? Wenn man das aus moralischen Gründen sein lassen müsste, könnten ganze Industriezweige wie das Autogeschäft einpacken und die Frankfurter Buchmesse hätte in einem Pfarrsaal Platz. Aber vielleicht liegt es daran, dass Sie lügen. Ja, das tun Sie, denn Sie treffen, wenn Sie »Grüße aus New York« schreiben, eine »unwahre, mit dem Willen zur Täuschung vorgebrachte Aussage«, so die klassische Definition des Kirchenlehrers Augustinus. Bei ihm wären Sie unten durch, er verteufelte jegliche Lüge, aber vielleicht hätten Sie bei Luther bessere Karten. Der unterschied nämlich im Gefolge von Thomas von Aquin Nutz-, Scherz- und Schadenslügen und erachtete in seinen späteren Schriften nur mehr die letztere als Sünde.
Was ist nun Ihre Kartenaktion? Ich würde sie als in diesem Sinne vertretbare Scherzlüge ansehen. Denn, seien Sie mir nicht böse, ernst nehmen könnte man Sie nach so einer Aktion ohnehin nicht mehr!
Illustration: Jens Bonnke