Der Ingenieur Martin Buchholz ist Dozent am Institut für Thermodynamik an der TU Braunschweig und Buchautor. Er war deutscher Meister im Science-Slam, einem Vortragswettbewerb, bei dem wissenschaftliche Themen knapp und verständlich erklärt werden:
»Wenn Sie das Bier im Kühlschank lagern, sollten Sie ein paar Zentimeter Abstand zwischen den Flaschen oder Dosen lassen, damit sie auf einer möglichst großen Fläche ihre Wärme an die kältere Kühlschrank-Luft abgeben können. Pinguine am Südpol versuchen das Gegenteil: Sie stehen dicht beieinander, um möglichst warm zu bleiben. Aus demselben Grund ist ein Gitterboden einer Glasunterfläche vorzuziehen, falls Sie im Kühlschrank die Wahl haben.
Im Gefrierfach geht’s natürlich noch schneller. Das Einwickeln der Dosen in feuchtes Küchenpapier – ein Tipp, der im Internet kursiert – beschleunigt das Kühlen jedoch nicht extra. Vielmehr verbraucht das Kühlfach etwas mehr Energie, um zusätzlich dem Tuch Wärme zu entziehen. Außerdem sorgt das feuchte Tuch für Eisbildung und das Gefrierfach vereist Ihnen schneller. Auf der Haut kann ein feuchtes Tuch an einem heißen Sommertag zwar für Abkühlung sorgen, indem das Tuchwasser auf der Hautoberfläche verdunstet und dabei Wärme aufnimmt. Bei Flaschen im Gefrierfach ist der Verdunstungseffekt jedoch unbedeutend.
Zum Getränkekühlen sinnvoll ist aus physikalischer Sicht dagegen ein alter Studententrick: In einer Badewanne mit kaltem Wasser wird das Bier schneller kalt als im Kühlschrank, weil die Flaschen ihre Wärme an Wasser 20 Mal schneller abgeben können als an Luft. Bei vielen Flaschen sollte das Leitungswasser allerdings in regelmäßigen Abständen ersetzt werden, damit es richtig kalt bleibt. Alternativ kann die Temperatur zusätzlich mit Eiswürfeln niedrig gehalten werden.
Doppelt so schnell geht’s unter Umständen, wenn Sie in einen Kübel neben Wasser und Eis zusätzlich Salz geben: Das Salz senkt den Gefrierpunkt, so dass Sie das Kühlwasser auf deutlich unter Null Grad bringen können. Allerdings ist diese sogenannte Kältemischung wegen des hohen Salzverbrauchs – am besten klappt es mit einem Kilo Salz pro zwei Litern Eiswasser – eher eine Notlösung zum Abkühlen einzelner Bier- oder Weinflaschen. Laut einer Übungsaufgabe für unsere Studierenden wird eine Dose Bier im Kühlschrank übrigens einen Tick schneller kalt, wenn sie im Stehen gelagert wird statt im Liegen, was mit der Dosenform und dem Aufsteigen der warmen Luft zu tun hat. Der Unterschied ist jedoch so gering, dass er in der Praxis kaum eine Rolle spielt.«