Dr. Joachim Hüttmann ist Zahnarzt und Pressebeauftragter des Freien Verbands Deutscher Zahnärzte:
»Für das Karies-Risiko ist das Zerbeißen das geringere Übel. Denn beim Zerbeißen löst sich das Bonbon nach dem Herunterschlucken im Magen auf. Wenn man das Bonbon lange Zeit im Mund behält und lutscht, versorgt man die Mikroorganismen mit kurzkettigen Kohlenhydraten. Karies kann in der Folge entstehen. Wir sollten aber dennoch Bonbons auf keinen Fall mit den Zähnen zerbeißen. Es kann dabei zu extremen punktförmigen Belastungen kommen und im unglücklichsten Fall wird der Zahn gespalten. Besonders gefährlich kann es werden, wenn Zähne bereits Füllungen haben. Die Zähne haben Grübchen. Karies kann diese Grübchen vertiefen. Beim Bohren entfernt der Zahnarzt oder die Zahnärztin zwar die Karies, vertieft die Grübchen aber noch, um sie mit einer Füllung zu schließen. Dadurch entsteht eine Art Sollbruchstelle. Diese vermindert die Belastbarkeit. Vorsicht ist nicht nur bei besonders harten Bonbons, sondern auch bei klebrigen und zähen geboten – beispielsweise bei Karamellbonbons. Diese splittern nicht; wir müssen hohen Druck aufwenden, um sie zu zerquetschen. Mit den Zähnen können wir Menschen ganz erhebliche Kräfte ausüben. Die Belastung der hinteren Zähne zum Beispiel reicht laut einigen Untersuchungen bis zu 1000 Newton. Das entspricht ungefähr 100 Kilo. Ein gesunder Zahn hat eine Bruchfestigkeit von rund 1700 Newton, also rund 170 Kilo. Das kann ein Zahn ab, wenn er physiologisch und nicht punktförmig belastet wird.«
Bonbons lutschen oder zerbeißen – was ist schädlicher?
Ein Zahnarzt klärt auf, welches das geringere Übel für die Zähne ist.