»Meine Frau und ich sind vor sieben Monaten umgezogen. Super Hausgemeinschaft, wir kommen mit allen gut klar. Aber seit ein paar Wochen ist die Familie über uns arg am Lärmen und Stören. Die Kinder rennen, da wackeln Türen, werden Möbel und Spielsachen über den Boden gezogen, man denkt, die Decke kommt runter. Ganz zu schweigen von Arbeiten wie Sägen, Saugen, Schleifen sonntagvormittags. Wie sagt man denen das? Wir wollen nicht die Nörgler sein, die sich über alles aufregen.« Thomas L., Hamburg
Sie können sich entweder weiter jeden Tag mit der Zielsetzung ärgern, dass Ihre Nachbarn Sie möglichst nett finden. Oder Sie klären die Sache und haben ein schöneres Leben. In der Theorie scheint die Wahl leicht, allerdings ist Nachbarschaft eine Sache der Praxis, und man verpasst leicht den Zeitpunkt, in dem man sich, berühmtes Symbolbeispiel, ausgeborgt von Paul Watzlawick, freundlich nebenan einen Hammer ausleihen könnte, ohne direkt beim Türöffnen schon loszuschreien. Trotzdem: Wenn Sie nicht ausziehen wollen, um für immer der supernette Nachbar gewesen zu sein, sollten Sie handeln. Je eher, desto besser.
Grämen Sie sich nicht: Vieles von dem, was Sie stört, ist so allgemein nachvollziehbar, dass es gesetzlich und durch Hausordnungen geregelt ist. So gelten zum Beispiel fast überall die vom Deutschen Mieterbund empfohlenen ganztägigen Ruhezeiten für Sonn- und Feiertage sowie eine Nachtruhe von 22 Uhr bis 6 Uhr. Zusätzlich könnte mittags eine Ruhezeit vorgesehen sein, eventuell eine Sonderregel für den Samstag. Machen Sie sich mit Ihrer Hausordnung vertraut, der Sie die Rolle des bad cop zuschieben können, auch innerlich, denn Sie klingen, als bräuchten Sie für Ihre Gefühle Legitimation.
Es führt allerdings kein Weg daran vorbei, dass Sie mit Ihren Nachbarn werden reden müssen. Aber das muss ja nicht nörglerisch sein, die fragen sich möglicherweise eh schon die ganze Zeit, wann Sie endlich was sagen. Familien mit Kindern wissen ja, dass sie laut sind. Vielleicht könnten Sie einfach gemeinsam überlegen, wie sich die Situation verbessern lässt. Die Arbeiten am Sonntag sind frech. Mit den Kindergeräuschen werden Sie leben müssen. Was manchmal wirklich hilft, ist ein Teppich. Und Zeit: Noch ein paar Jahre, und die Kinder werden zu Menschen herangereift sein, die rund um die Uhr still vorm Computer sitzen wie wir anderen Deppen auch.