Muss man sich zwischen Partner und Freundin entscheiden?

Der Partner unserer Leserin und deren beste Freundin haben sich zerstritten. Nun will er, dass seine Frau die Freundschaft beendet – doch dazu ist sie nicht bereit. Gibt es einen Ausweg aus dieser Zwickmühle? 

Illustration: Serge Bloch

»Mein Mann und meine beste Freundin haben sich gestritten und wollen sich nicht wiedersehen. Meine Freundin spricht das Thema nicht an, unsere Beziehung ist davon nicht weiter beeinträchtigt. Aber mein Mann will, dass ich sie nicht mehr treffe. Da ich mir das selbstverständlich nicht vorschreiben lasse, ist er jedes Mal, wenn ich sie sehe, sauer auf mich. Ich liebe meinen Mann sehr, er ist ein fürsorglicher und respektvoller Mensch, aber wenn es um meine Freundin geht, hat er keine Kompromissbereitschaft. Was tun?« Silvia S., München

Angenommen, nicht Sie hätten hierher geschrieben, sondern Ihr Mann, wie hätte wohl seine Zuschrift gelautet? Vielleicht so: »Meine Frau, eine durch und durch großartige Person, die ich sehr liebe, hat eine fürchterliche Freundin, mit der ich einmal schlimm aneinandergeraten bin. Ich bin absolut dagegen, dass die Freundschaft der beiden weiter besteht. Leider jedoch hält sich meine Frau nicht daran, was ich möchte. Sie sieht ihre Freundin einfach weiter. Die beiden klammern mich aus ihrer Freundschaft aus, ich bin nicht ihr Thema, trotzdem geht mir die Sache enorm gegen den Strich. Gibt es irgend­etwas, das ich tun kann, um meinen Willen durchzusetzen und die Freundschaft der beiden zu beenden?« Ich muss zugeben, dass es großen Spaß macht, sich in Ihren Mann hineinzuversetzen, der so niedlich trotzig ist wie ein Dreieinhalbjähriger. Das hat schon was, jetzt mal aus seiner Sicht. Einfach dagegen sein. Nein schreien. Tür schlagen. Beleidigt sein. Schmollen. Und hoffen, inständig hoffen, dass man den Gegner (= meistens ein Elternteil) durch Zähigkeit dazu bringt, irgendwann nachzugeben.

Aber da ist er bei Ihnen offenbar an die Falsche geraten. Spätestens an der Stelle, wo Sie schreiben, dass Sie sich selbstverständlich nicht vorschreiben lassen, ob Sie Ihre Freundin treffen oder nicht, ist doch ganz offensichtlich, dass man Ihnen nichts raten muss. Sie verhalten sich vollkommen richtig. Früher oder später wird Ihr Mann einsehen, dass er nichts ausrichten kann mit seiner Bockigkeit. Oder auch nicht. Aber das ist nicht seine Freundschaft, sondern Ihre. Sie kommen ihm damit nicht in die Quere. Sie sind nicht seine Leibeigene und haben nicht seine Gefühle zu teilen. Sie werden leider weiter aushalten müssen, dass Ihr Mann eingeschnappt ist, wann immer Sie Ihre Freundin sehen. Hoffentlich haben Sie es dafür immer doppelt und dreifach nett mit ihr!