»Seit Jahren gehe ich regelmäßig zum selben Friseur. Dieser hat über die Zeit seine Preise kontinuierlich und stark erhöht, was mich zunehmend verärgert. Ich gehe sehr gerne zu diesem Friseur, wir haben ein gutes Verhältnis. Seine Preispolitik habe ich bereits angesprochen. Zuletzt habe ich am Trinkgeld gespart. Nur trifft es den Falschen, da mein Friseur Angestellter und nicht der Inhaber ist. Was tun?« Jan P., München
Durchschnittlich gehen Männer im Jahr acht Mal zum Friseur, das ist alle sechseinhalb Wochen. (Gemessen wurde dies in einem pandemiefreien Jahr, in dem die Friseursalons durchgehend geöffnet hatten.) Ich möchte Ihnen vorschlagen, das, was wir alle durch die Lockdowns haben lernen dürfen, in Ihr »normales« Leben zu integrieren. Dass nämlich die meisten Menschen, darunter insbesondere Männer, mit etwas längeren Haaren überhaupt nicht schlechter aussehen. Daher mein Vorschlag: Gehen Sie einmal weniger im Jahr zum Friseur. In Zukunft also statt acht nur noch sieben Mal, das ist alle siebeneinhalb Wochen. Es wird niemandem auffallen, nicht mal Ihrem Friseur, aber aufs Jahr gerechnet dürften Sie sich dadurch die Preiserhöhung einsparen. Denn was das Trinkgeld angeht, gebe ich Ihnen recht: Ihr Friseur, den Sie so schätzen, kann nichts für die Preispolitik des Salons, in dem er arbeitet. Damit wäre Ihr Problem unkompliziert gelöst.
Gestatten Sie mir eine Zusatzbemerkung, auch wenn die mit Ihrer konkreten Frage nichts zu tun hat: Seien Sie froh, dass Sie keine Frau sind. Laut einer Untersuchung der Antidiskriminierungsstelle des Bundes aus dem Jahr 2017 (eine neuere gibt es bisher nicht) zahlen Kundinnen in 89 Prozent der deutschen Friseursalons durchschnittlich 55 Prozent mehr für einen Kurzhaarschnitt als Kunden. Bei langen Haaren sind es sogar 72 Prozent mehr. Möglicherweise sind in den vergangenen fünf Jahren ein paar mehr Salons mit gendergerechter Preispolitik hinzugekommen, aber stichprobenartiges Friseurpreise-Googeln ergibt, dass Frauen für die gleichen Dienstleistungen beim Friseur immer noch erheblich mehr zahlen als Männer, selbst ohne stundenlanges Föhnen. Warum das so ist? Versteht kein Mensch mehr. So gesehen also haben Sie noch Glück gehabt.