Frau Ober?

Blickkontakt aufnehmen, zaghaft winken – doch was, wenn alle Gesten unbemerkt bleiben? Unser Leser fragt sich, wie man weibliches Servicepersonal im Restaurant richtig anspricht.

Illustration: Serge Bloch

»Wenn ich in einem Restaurant die Hilfe einer Servicekraft benötige, ist das bei männlichem Personal kein Problem. Ich spreche ihn als ›Herr Ober‹ an. Was sage ich aber bei weiblichem Personal? Die früher übliche Anrede ›Fräulein‹ ist ­sicher nicht mehr zeitgemäß. Ich habe diese Frage auch schon einmal einer Bedienung gestellt, die antwortete: ›Sagen Sie einfach Ingrid zu mir.‹ Das war sehr nett, hat mir aber nur für diesen Abend weitergeholfen.« Udo S., per Mail

Eine sehr gute Frage, die ich um den Schlenker erweitern möchte, ob man wirklich noch »Herr Ober« sagt. Denn das klingt ehrlich gesagt auch nicht mehr taufrisch. Ich selbst mogele mich immer mit Blickkontakt und Handzeichen um Anreden herum, was in der Regel gut klappt, aber Sie haben natürlich völlig recht, dass es interessant wäre zu wissen, wie die richtige, gängige Ansprache ist. Für alle Fälle.

Hier die Ergebnisse meiner Recherche: Die korrekte Berufsbezeichnung für den Ausbildungsberuf Kellner / Kellnerin lautet seit 1980 Restaurantfachmann / Restaurantfachfrau (Plural: Restaurantfachleute), aber das hilft uns für den Direktkontakt nicht weiter. Sandra Warden, Geschäftsführerin des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands ­DEHOGA, sagt, bis vor wenigen Jahren seien Frau und Herr Ober noch die korrekten ­Anreden gewesen, klängen aber heute beide antiquiert. Trage die Servicekraft ein Namensschild, solle der Gast sie mit Namen ansprechen. Ansonsten: »Freundlich Blickkontakt aufnehmen, die Hand heben – ohne zu schnipsen – und sich so bemerkbar ­machen.«

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Ich habe auch in Restaurants nachgefragt. André Meier vom »Bistro Bingo« im Glockenbachviertel lässt ausrichten, in München werde in der Gastronomie grundsätzlich geduzt. Abgesehen davon solle man die Anrede weglassen und einfach nett ein Zeichen geben. Gabriele Pötschulat und Gitti Grubel vom ­»Diener Tattersall« in Berlin finden auch: Keine Anrede, sondern einfach Hallo, Sie, Du, und wenn man sich kenne, dann gerne mit Vornamen. Und Cordula Smolka vom »Fischmeister« in Ambach beschreibt das richtige Vorgehen so: »Man macht durch leichtes Anheben der Hand auf sich aufmerksam. Sollte das unbemerkt bleiben, winkt man. Und wenn das auch nichts bewirkt, dann, und wirklich erst dann, kommt die Verbalvariante zum Einsatz: ›Hallo ...!‹, ›Entschuldigung ...!‹« Ich glaube, jetzt ist die Sache ein bisschen klarer.