Den Ex endlich Ex sein lassen

Seit mehreren Jahren ist die Freundin unserer Leserin von ihrem Ehemann getrennt – trotzdem erwähnt sie ihn in jedem Gespräch. Wie kann man ihr freundschaftlich sagen, dass es wirklich Zeit ist, loszulassen?

Illustration: Serge Bloch

»Eine Freundin hat sich vor viereinhalb Jahren von ihrem Ehemann getrennt. Je länger sie getrennt ist, desto ­blöder findet sie ihn. (Was ich gut verstehe.) Ihr geht es sehr gut, ­schöne Wohnung, gute Freundschaften. Ich treffe mich gerne mit ihr, auch zusammen mit meinem Mann. Allerdings finden wir es schade, dass sie ständig über den Ex spricht. Meistens schlecht, wofür es gute Gründe gibt. Mein Mann und ich würden ihr so gerne sagen, dass sie ihm dadurch viel zu viel Bedeutung gibt. Oft fällt sein Name schon in den ersten fünf Minuten eines Treffens. Es nervt nicht wirklich, ist nur schade. Für sie, finden wir. Wie können wir das ansprechen, ohne sie zu kränken und ihr das Gefühl zu geben, sie dürfe uns nicht alles erzählen?« Anonym

In einer guten Freundschaft kann man sich eigentlich alles sagen. Kommt nur auf den Moment und den Ton an. Wie Sie die Sache schildern, meinen Sie es doch wahnsinnig liebevoll. Sie sind ja offenbar nicht mal genervt von den dauernden Erwähnungen des doofen Ex-Mannes, sondern finden es einfach nur schade für Ihre Freundin. Und bestimmt haben Sie recht mit Ihrer Annahme, dass es ihr nicht guttut, diesen Menschen immer noch permanent zum Thema zu machen. Vielleicht wollte sie die Trennung nicht. Vielleicht steckt hinter den ständigen Erwähnungen der Wunsch, diesen Mann nicht loszulassen. So hat sie ihn irgendwie immer noch täglich mit dabei.

Das wird irgendwann aufhören. Tut es doch immer. Bis dahin haben Sie viele Möglichkeiten. Sie können dem Thema mit Humor begegnen. Fragen Sie bei jeder Nennung seines Namens einfach: Wer? Und behaupten Sie, nie von dieser Person gehört zu haben. Ist jetzt nicht die allersubtilste Methode, würde Ihrer Freundin aber vor Augen führen, wie oft sie von diesem Menschen spricht. Und ihr zeigen, wie unwichtig der für andere ist. Sie könnten ihr, falls sie das nicht weiß, auch sagen, wie blöd Sie ihn finden, und vorschlagen, einfach nicht mehr von ihm zu sprechen.

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Und in einem passenden Moment könnten Sie – oder Ihr Mann – ihr auch sagen, idealer­weise in einem Zweiergespräch, dass Sie ihr wünschen würden, sie würde diesem Mann nicht mehr so viel Bedeutung beimessen. Aber seien Sie behutsam. Es kann ähnlich schwer sein, über eine gescheiterte Beziehung hinwegzukommen, wie von einer starken Droge zu lassen. Betrachten Sie Ihre Freundin als rekonvaleszent. Überfordern Sie sie nicht. Haben Sie Geduld. Und tragen Sie selbst nichts zu diesem Gesprächs­thema bei. Nie. Das muss so langweilig für Ihre Freundin werden, dass sie es irgendwann aufgibt, ihn in Ihrem Beisein zu erwähnen.