Farbenlehre

Ist es rassistisch, bei seinen Emojis die eigene, helle Hautfarbe auszuwählen?

Illustration: Serge Bloch

»Ich benutze gerne für Textnachrichten das ›Daumen hoch‹-Emoji. Die Grundeinstellung ist Gelb. Ich habe es auf meine Hautfarbe (hell) geändert und mir seither keine Gedanken mehr darüber gemacht. Bis mich die Diskussion über Diskriminierung aufgrund von Hautfarbe für das Thema sensibilisiert hat. War es rassistisch von mir, die Hautfarbeneinstellung zu ändern?« Carola W., Stuttgart

Es ist vielleicht interessant zu wissen, dass die fünf Emoji-Haut­farben sich nicht auf ethnische Unterschiede beziehen, sondern auf die Skala der Hauttypen nach Thomas B. Fitzpatrick. Das war ein US-amerikanischer Dermatologe, der 1975 die heute noch gängige Klassifizierung von Hauttypen anhand ihrer Reaktion auf ultraviolettes Licht bestimmt hat. Also: wie sonnen­empfindlich die Haut ist. So können ­Kinder derselben Eltern völlig unterschiedliche Typen sein. Fitzpatrick hat sechs Hauttypen unterschieden, von Kriegt-sofort-einen-Sonnenbrand bis Kriegt-nie-einen-Sonnenbrand. Für die Emojis wurden die beiden sonnenempfindlichsten zu einem Typ zusammengenommen.

Und dann gibt es natürlich noch das Standard-Emoji. Man nimmt an, dass es gelb ist, weil es sich auf das »Smiley« bezieht, das der US-Werbegrafiker Harvey Ball 1963 designt hat (ursprünglich um die Stimmung der Angestellten einer Versicherungsfirma, die gerade von einer anderen Versicherungsfirma gekauft worden war, zu heben). Gelb ist ein sonniger, ­heiterer Ton und vor allem auch heller ­Farbton, von dem sich Augen und Mund besser abheben als von einer anderen »neu­tralen« Farbe, etwa Grün.

Meistgelesen diese Woche:

Weiß man das alles, ist es eigentlich nicht mehr so sinnvoll, die Emoji-Farbe dem eigenen Hauttyp anzupassen. Es sei denn, man textet mit Dermatologen. Aber wa­rum sollte man anderen mitteilen wollen, wie schnell man einen Sonnenbrand bekommt? Rassistisch ist es auf keinen Fall, dafür ist die Auswahl ja da. Als fragwürdig oder anmaßend gilt nur, sich für etwas anderes auszugeben, als man ist, als heller Mensch etwa eine dunkle erhobene Faust zu posten, das wird ähnlich gesehen wie Blackfacing. Aber wenn man sich über so was Schwachsinniges und Nettes wie Emojis keine weiteren Gedanken machen will, liegt man mit Gelb immer richtig.