Welche Ränke wurden hier geschmiedet? Welche Bösartigkeiten depeschiert? Man mag es sich nicht vorstellen und muss es doch immerzu, in eine Suite des »H15« in Warschau gefläzt. Viele Häuser haben eine Geschichte, aber wenige eine wie dieses. Vor dem Ersten Weltkrieg traf sich hier die Unabhängigkeitsbewegung, um für ein freies Polen zu kämpfen. Daraus wurde nichts, die Sowjetunion folgte, die den Prachtbau zur Botschaft machte. Weil aber Jugendstil nicht sehr bolschewistisch wirkt, ließ man Hämmer und Sicheln dazuklöppeln, die bis heute von der Decke hängen. Eine sozialistische Fassade also. Es zogen Wehrmacht, die Volksrepublik Polen, eine Reederei ein, aber das führt zu weit. Was bleibt, ist das Gefühl, diese Mauern haben Geschichte belauscht. Wusste Botschafter Yakov Davydov, dass er auf Stalins Todesliste stand? In welcher Stimmung waren die Kommandeure der Wehrmacht, als sie hier die Zerstörung Warschaus befahlen, die Nummer 15 der Poznanska verschonen wollten? Dabei drängt das »H15« die Vergangenheit dem Gast nie auf. Nirgends Fotos in Schwarz-Weiß, nirgends vergilbte Urkunden. Stattdessen: Designerchic, kontrastreich arrangiert. Das, was hier passiert ist oder sein könnte, entsteht im Kopf. Abends, wenn man sich in der Bar durch die Wodkalandschaft trinkt. Ist doch nur ein Haus, denkt man. Nur ein Haus. Aber was für eins!
H15 Boutique Hotel
Poznanska 15
00-680 Warschau, Polen
Tel. 0048/22/553 87 00
DZ ab 100 Euro