Wegen des Coronavirus sind Reisen derzeit schwierig bis unmöglich. Wir setzen die Rubrik »Hotel Europa« trotzdem fort – damit Sie wissen, wohin Sie fahren möchten, wenn die kritischen Zeiten vorbei sind. Und das werden sie irgendwann sein.
Ein Doppeltor mit Zinnen, daneben ein ziegelroter Turm. Das Ensemble, in dem sich das Kopenhagener »Hotel Ottilia« befindet, sieht aus wie eine Renaissance-Burg. Ursprünglich wurde hier Bier gebraut. Mit der 1881 eröffneten Brauerei machte Carl Jacobsen seinem Vater, dem Carlsberg-Gründer J. C. Jacobsen, Konkurrenz. Seit 2008 wird auf Jütland produziert. Nun übernachten Hotelgäste im früheren Gärraum, dem Lagerkælder 3. Dessen Fassade schmücken 64 vergoldete Scheiben, weshalb die Arbeiter ihn liebevoll »das Schloss« nannten.
Pracht und Produktion: Aus diesem Vermächtnis haben die Betreiber des »Ottilia« etwas Neues gemischt. Die Lobby des Hotels ist hell und fast brutalistisch nüchtern. Zwei Getreidesilos dominieren den Raum wie eine agrikulturelle Skulptur. Das passende Bier kann man direkt beim Check-in bestellen. Der Empfang ist gleichzeitig ein gut ausgestatteter Kneipentresen.
Die 155 Zimmer haben raue Betonwände, bequeme Betten, Streaming-freundliches WiFi – und manche auch riesige, den goldenen Platten nachempfundene Fenster. Ebenfalls sehenswert: Die Malzkammer von 1881, tagsüber dient sie als Café, abends wird sie zur Bar. Und unter ihrem Gebälk sitzt man wie in einer Industriekathedrale. Verstärkt wird der Eindruck von dem fast 130 Jahre alten Uhrwerk am Ende des Raums. Alle zwei Wochen wird es aufgezogen. Setzen sich dann die Gewichte zur vollen Stunde in Bewegung, poltert und knarzt es im Gebälk, als würde auf dem Dachboden ein Bierbrauer das Seilspringen üben.
Hotel Ottilia
Bryggernes Plads 7
1799 Kopenhagen, Dänemark
Tel. 0045/33 38 70 30
DZ inkl. Frühstück ab 100 Euro