In Hotels erfährt man oft mehr über seine Zimmernachbarn, als einem lieb ist: Wann sie aufstehen, was sie fernsehen, wie sie streiten, zu welcher Uhrzeit sie Sex haben. Doch hier: Stille. Die Wände sind nicht umsonst dick wie Gefängnismauern, die Zimmertüren massiv. Früher war das »Hotel Katajanokka« ein Zuchthaus. 2002 wurde es wegen seines schlechten Zustandes geschlossen, heute ist das rote Backsteingebäude, das in Teilen schon seit 1837 an dieser Stelle steht, eines der schicken Hotels in Helsinki.
Während man von den aktuellen Gästen also nicht sonderlich viel mitbekommt, erzählt der Concierge Sami an seinem Tresen gern von den einstigen Bewohnern. Zum Beispiel, dass einige Männer wochenlang einen Tunnel gruben, der aber nicht in die Freiheit, sondern in eine benachbarte Frauenzelle führte. Oder dass die Insassen nicht träumerisch aus ihren Zellen herausschauen sollten, sondern nur schuldbewusst in sich hinein. Deshalb gibt es unterschiedliche Fenster in den Zimmern: die alten, die ungewöhnlich weit oben liegen, und die neuen.
Es ist also ein Privileg, wenn man heute ohne Anstrengung vom Bett aus die Menschen im Hof beobachten kann. Der Ort, an dem die Insassen einst ihre Runden drehten, ist heute ein öffentlicher Park, umgeben von einer hohen Mauer. Dahinter liegt das Hafenviertel Katajanokka. Einmal quer hindurch, und man ist am Allas Sea Pool, einem schwimmenden Freibad im Hafenbecken von Helsinki. Wo könnte man seine Freiheit besser genießen?
Hotel Katajanokka
Merikasarminkatu 1 a, 00160 Helsinki, Finnland
Tel. 00358/9/68 64 50, DZ ab 139 Euro